Episode 2: Wir brauchen Utopien

La Palma, den 16. Dezember 2015

An unsere Freunde und Mitsegler

Wie schon so oft im Dezember, haben wir uns dem Schmuddelwetter und der vorweihnachtlichen Hektik in Deutschland durch einen Wanderurlaub auf der Insel La Palma entzogen.

Wie diese Insel unsere Lieblingsferieninsel wurde?

1990, also vor genau 25 Jahren segelten Heide und ich auf unserer zweiten Reise nach Südamerika und in die Antarktis von Gran Canaria nach La Palma, um die zwei Weltumsegler Elga und Ernst Jürgen Koch persönlich kennen zu lernen. Aus ihren Büchern kannten wir sie schon lange. Sie waren das erste deutsche Paar, das mit einem Segelboot, dem knapp zehn Meter langem Kielschwerter „Kairos“, Mitte der 60er um die Erde gesegelt war. Hier auf ihrer „Ziegeninsel“ hatten sie sich nach der Segelei nieder gelassen. Die Kochs zeigten uns damals ihre Insel, in die auch wir uns verliebten.

Viele Jahre schrieben wir uns. Wir blieben in Kontakt mit den Kochs bis zu ihrem Tod. Später, als wir wieder auf der Nordhalbkugel segelten, verbrachten wir oft unsere Urlaube im Spätherbst auf La Palma und vergassen dabei nie, Elga in ihrem Refugium zu besuchen.

Heide hat damals über unsere Begegnung mit den Kochs geschrieben. Dieser Bericht blieb, wie so viele Berichte von dieser Reise über Nord- und Südatlantik entlang der brasilianischen Küste, liegen. Sie wurden überlagert durch die dramatischen Ereignisse, die kurz darauf folgten – der Brand in Mar del Plata, die stürmischen Reisen ums Kap Hoorn und die Überwinterung und Strandung im Kratersee von Deception/Antarktis.

Hier also Heides Bericht:

Zu Besuch bei den ersten deutschen Weltumseglern

Die Kanaren

La Palma und ein Treffen mit den ersten deutschen Weltumseglern

Um vier Uhr früh, für einen Landaufenthalt eine echt unchristliche Zeit, stehen wir auf. Stockdunkel ist es noch, als wir im Cockpit der Freydis unseren Insel-Abschiedskaffee schlürfen. Erst als wir aus dem Yachthafen von Pasito Blanco im Süden Gran Canarias laufen, fängt’s an zu dämmern. Schon bald danach habe ich wieder mal das altbekannte mulmige Gefühl in der Magengegend. Was habe ich eigentlich noch nicht versucht, um dieser vermaledeiten Seekrankheit Herr zu werden? Vom Amulett gegen böse Geister bis zur Perle am Handgelenk… einfach alles, aber ohne Medikamente packt’s mich zu Beginn fast jedesmal. Zwischen den Inseln wühlt der Wind eine ruppige überbrechende See auf. Eine schöne Einstimmung! Erschwerend kommt noch hinzu, daß die ersten Tage auf See nach längerem Landaufenthalt für uns ohnehin meist recht anstrengend sind. An die dauernde Schaukelei, den Wind, den Wach-Rhythmus müssen wir uns immer erst wieder gewöhnen, obwohl es uns doch eigentlich schon in Fleisch und Blut liegen müsste. Nichts dergleichen ist der Fall, immer dieselben Qualen.

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