FREYDIS erstmals flachgelegt

La Coruña, den 13. August 2020

Auf den Iles Chausey

Crewwechsel in Saint Malo: Unsere Mitsegler Birgit und Danko, die schon vor fast 30 Jahren als junges Paar mit uns im Südpolarmeer unterwegs waren, erschienen an Bord mit langen Gesichtern: In der Pariser Metro war Danko von sieben Schwarzen in die Zange genommen worden. Anschließend fehlte sein Portemonnaie samt Scheckkarten und Personalausweis. Vor allem den Personalausweis brauchte er aber, damit wir auf den Scilly-Inseln (England zugehörig) einklarieren konnten – Corona-bedingt muss man sich 48 Stunden vorher per Mail anmelden. Zum Glück hatte Birgit eine Kopie mit der Ausweisnummer – also ließen wir es drauf ankommen. Es klappte, und später entfiel sogar die persönliche Kontrolle in St. Marys.

Als wir von St. Malo aufbrachen, waren die englischen Kanalinseln immer noch wegen Corona gesperrt. So verlegten wir den Besuch auf die zu Frankreich gehörenden Iles Chausey im Golf von St. Malo. (Übrigens ein heißer Tipp für Yachties, die mit ihrem Boot problemlos trockenfallen können. Schaut Euch die Bilder an).

Nach Meinung aller war das Trockenfallen auf den Chausey-Inseln das eindrucksvollste Ereignis des ganzen Törns! Beim ersten Mal geschah das auf einem Superstrand inmitten einer wilden, brutalen Felsenlandschaft. Einen Tag später versuchten wir es noch einmal in der Nähe der Hauptinsel. Und dann passierte etwas, womit wir nicht gerechnet und was wir auch so noch nie erlebt hatten: Die Freydis fiel um.
Erklärung dafür war, dass der in der Seekarte eingezeichnete Sand kein Sand war, sondern breiiger Schlick und absolut keinen Halt bot (im Vergleich dazu ist der Wattboden vor Juist oder Norderney hart wie Beton).
Nach dem ersten Schrecken sicherten wir die Freydis vor noch stärkerer Schräglage, indem wir rasch einen Anker nach Luv ausbrachten. Dann hieß es an Bord: Abwarten und Teetrinken – bei 45° Schlagseite ein äußerst ungemütlicher Zeitvertreib für uns alle! Als die Freydis nach vielen Stunden endlich wieder aufschwamm, war die Erleichterung entsprechend groß.

Auf den Iles Chausey
Auf den Iles Chausey
Auf den Iles Chausey

Die Scillies zeigten sich von ihrer besten Seite. Kein Vergleich zum Sturmdrama, vor genau einem Jahr, in dem wir fünf Anker verloren (die wir uns nach dem Sturm wieder holten).

Von Ouessant, unserer Lieblingsinsel an der bretonischen NW-Küste, ging es mit passendem Wind in 2 ½ Tagen quer über die Biskaya. Kurz nach dem Start gesellte sich eine irische Brieftaube zu uns, ließ sich von uns füttern und trank sogar Wasser aus der Flasche. Ihre gelegentlichen Inspektions-Rundflüge endeten stets wieder auf der Freydis. Erst im Hafen von La Coruña verließ uns der blinde Passagier.
1963, vor 57 Jahren auf meiner ersten Biskaya-Überquerung auf de Ylva, hatten wir gleich zwei Brieftauben an Bord, die sich bei der Überfahrt auf der Ducht unter dem Dingi häuslich einrichteten. Das Foto füge ich bei.

Nach einer problemlosen und vergnüglichen Reise sind wir vorgestern wohlbehalten in La Coruña eingetroffen und liegen nun eine Woche im Real Club Nautico im Herzen der Stadt. Segeln war im Gegensatz zum vorangegangenen Törn diesmal eine leichte Übung. Der moderate Wind kam aus dem richtigen Quadranten. Und zu unserer Freude konnten wir alle Ziele anlaufen, die französischen Kanalinseln Iles Chausey ebenso wie die britischen Scilly-Islands und unsere Lieblingsinsel an der bretonischen Nordwest-Ecke, die Ile d´Ouessant.

Auf Tresco/Scilly-Islands
Auf Tresco/Scilly-Islands
Blinde Passagiere überqueren mit uns die Biskaya (2020 …
… und 1963)

In einer Woche sind wir bereits auf Törn III unterwegs Richtung Lissabon: Zuerst entlang der Costa de la Muerte, der Todesküste, ums Kap Finisterre, dann hoffentlich mit Unterstützung des Portugiesischen Norders in Richtung Süden. Der ganze Küstenabschnitt von La Coruña bis Lissabon ist nicht ohne Risiko: Der Portugiesische Norder kann durchaus Sturmstärke erreichen und erzeugt dann überbrechende Seen auf der Schelfkante und bei Südwest bauen sich in vielen Einfahrten auf den tückischen Sandbarren hohe Brecher auf, die ein Einlaufen nicht ratsam machen.

Ein besonderes Schmankerl erwartet uns in Nazaré, bis zu 30 Meter hohe brechende Wellen, die wir uns hoffentlich in aller Ruhe von Land aus anschauen können. Hier im Video in der WDR Mediathek zu sehen.
Dank geht an unseren 1. WO Wolfgang Herpers, der seit 2012 zum lebenden Inventar der Freydis gehört, und an die Crew, von der ganz schnell jeder seine Rolle fand: Wir hoffen, wir sehen uns alle wieder!

Herzliche Grüße
Heide & Erich

Die Fotos in diesem Beitrag stammen von unseren Mitseglern Thomas, Götz und Wolfgang.

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3 Antworten zu FREYDIS erstmals flachgelegt

  1. Helmfried Horster, Estoril sagt:

    Hallo Heide und Eric,
    Lauft Ihr durch bis Lissabon oder macht Ihr Stop in Cascais.
    Flss Ihr etwas braucht, gebt bitte rechtzeitig Bescheid. Wegen Corona und Ferienzeit geht alles noch langsamer als sonst.
    Wünsche guten Wind!
    Liebe Grüße,
    Helmfried

  2. Gerda Fuchs sagt:

    Hallo Heide und Erich,
    es ist immer wieder eine Freude von euch zu hören. Immer voller Abenteuer, lebendig und bewegt. (Was sonst?) Ich rufe ab und zu den Blog auf und bin teilweise in Gedanken bei euch und der Crew.
    Weiterhin alles Gute
    Gerda

  3. Danke für eure wunderbaren Reiseberichte. Was für eine Vitalität in euch noch immer steckt.

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