Expedition ins Ungewisse
Ein Lichtbildervortrag von Heide & Erich Wilts
Nach gelungener 7-jähriger Antarktisumrundung wollten die Wilts auf dem kürzesten Wege vom Kap Hoorn über den Atlantik nach Hause. Da wurden sie von der Anfrage des GEO-Magazins überrascht, ob sie mit ihrer Freydis als Expeditionsbasis für eine viermonatige Forschungsreise durch Melanesien zur Verfügung stünden. Sie sagten zu und damit begann lt. GEO „die aufwändigste Produktion in der Geschichte von GEO.“ Und für die Wilts begann eine der abenteuerlichsten Reisen ihrer 40-jährigen Segellaufbahn.
Dauer des Vortrags ca 2 Stunden.
Melanesien ist auch für Heide und Erich Wilts Neuland. Es ist der am wenigsten bekannte Teil Ozeaniens, besteht aus Inseln und Archipelen, die immer noch voller Geheimnisse sind. Wer von der Südsee spricht, meint meist den touristisch erschlossenen Teil des Pazifik, von Tahiti bis Tonga, von der Osterinsel bis Hawaii, nicht die Inselwelt in seiner westlichen Ecke, in der auch heute noch das Archaische gegen die Moderne steht.
Melanesien stellt als Segelrevier besonders hohe Anforderungen an die Navigation und Seemannschaft. Im Kalmengürtel längs des Äquators herrschen oft schlechte Sichtverhältnisse, viel Regen, oft Gewitter mit Böen und Sturmwalzen. Das Seegebiet ist voller Riffe und z.T. gar nicht oder ungenau kartografiert. Tückische Strömungen, deren Richtung und Stärke meist nicht bekannt ist, laufen in den riffverseuchten Gewässern. Um an entlegene, interessante Plätze zu kommen, müssen oft Ankerplätze gefunden und aufgesucht werden, die wenig Schutz bieten.
Die Expeditionsteilnehmer sind ganz auf sich gestellt: Die Versorgungsmöglichkeiten sind schlecht. Die Suche, selbst nach Grundnahrungsmitteln und einfachen Getränken, ja sogar nach Trinkwasser, nimmt viel Zeit in Anspruch und das kümmerliche Ergebnis ist oft frustrierend. Es gibt keine Werften und Spezialisten für Reparaturen. Alle Teilnehmer sind sich der Gesundheitsrisiken durch zahlreiche grassierende Tropenkrankheiten, insbesondere die Malaria, bewusst. Die Gewässer sind hai- und krokodilverseucht. Bürger- und Stammeskriege wüten sowohl auf Guadalcanal (Salomonen) als auch auf der Insel Bougainville in Papua Neuguinea.
Die GEO-Expedition wurde ein voller Erfolg. Kein Teilnehmer wurde krank oder verletzte sich ernsthaft und das stählerne Schiff überstand die Reise dank seiner soliden Bauweise (u.a. ausgestattet mit einem Schwenkkiel und einer 20 mm starken Bodenplatte). Die drei Teams brachten Topergebnisse mit nach Deutschland. Statt des geplanten Dreiteilers wurde eine Serie über vier „Grüne Hefte“ veröffentlicht. Hinzu kamen weitere Beiträge im neuen GEO-Special „Südsee“ und als krönender Abschluß erschien 2002 der prächtige Bildband „ARCHIPEL SEHNSUCHT – Geschichten aus der Südsee“.
Die Wilts hatten sich vertraglich ausbedungen, ebenfalls für eigene Reportagen und Bücher vor Ort zu recherchieren und zu fotografieren. Vom Start beim Kap Hoorn bis zum Ende der Pazifik-Überquerung in Australien sind über 25.000 Fotos entstanden. Der Extrakt aus dieser Materialfülle zeigt eine andere Perspektive als die der drei GEO-Teams, die sich ausschließlich auf die besuchten Länder und ihre Bewohner konzentrierten.
Die Wilts beziehen in ihre Beobachtungen nicht nur sich und die Freydis mit ein, sondern auch die äußerst interessante Arbeit der drei GEO- Teams, die sie monatelang bei ihrem Schaffen beobachten konnten. Und natürlich sprechen sie auch über die menschlichen Aspekte und Probleme, die eine solche Zusammenarbeit an Bord unter den extremen Belastungen des Teams durch den Erfolgsdruck und die schwierigen äußeren Bedingungen mit sich bringt.
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