Für die vielen guten Wünsche, die Ihr uns mit auf die Reise nach Japan gegeben habt, möchten wir uns herzlich bedanken.
Wir sind zu dritt nach Japan geflogen, um von der FREYDIS zu retten, was noch zu retten war. Unser dritter Mann war unser Freund Thilo, der die FREYDIS vor 33 Jahren als 20-jähriger mitgebaut hatte. Wir nahmen Notproviant für mehrere Tage mit, einen Generator, GPS, Kartenplotter, Hand-UKW, Leckpropfen, Sikaflex, Werkzeuge und sogar eine Reserve-Genua. Nach dem einzigen Foto, das uns von der FREYDIS vorlag, gingen wir davon aus, dass sie nach ihrer Strandung leergeräumt worden war. Unsere Hoffnung: Die FREYDIS ins tiefe Wasser schleppen zu lassen und so schnell wie möglich aus der verstrahlten Zone nach Süden zu segeln. Ziel: Tokyo Bay oder sogar Osaka, wo unser Freund Hiki in einer Marina einen kostenlosen Liegeplatz für ihre Überholung organisiert hatte.
Die FREYDIS lag an einer Steilküste,…
…die sich unmittelbar an den vom Tsunami zerstörten grossen Hafen ONAHAMA anschloss – vom tiefen Wasser getrennt durch ein ausgedehntes Riff und eingeklemmt zwischen großen Felsbrocken. Zu erreichen war sie nur über Abseilen von der Steilküste oder durch Schwimmen und Waten durch die Brandung bei Niedrigwasser und arbeiten konnten wir am Schiff nur in der Zeit von 2 Stunden vor bis 2 Stunden nach Niedrigwasser. Wir zogen den Gang durchs Wasser vor: Das Erdbeben hatte in unmittelbarer Nähe grosse Steinmassen herabstürzen lassen und Schutzgitter samt Pfeiler aus 20 cm Doppel-T-Trägern wie Streichhölzer geknickt. Endlich an Bord zeigte sich, dass nichts, aber auch gar nichts aus der FREYDIS entwendet worden war. Die Vorluke war kurz vor dem Tsunami vom Hafenmeister AKI zum Lüften geöffnet, die Messeluke dagegen war durch die herabgestürzte Radarantenne zertrümmert worden. Die an Deck liegenden Ausrüstungsteile waren aus der FREYDIS bei Hochwasser herausgespült worden.
Von aussen sah die FREYDIS ganz manierlich aus,…
…wenn auch an einigen Stellen an den Seiten stark verbeult, die Fenster waren heil geblieben und der Mast und das Rigg dank ihrer stabilen Bauweise intakt. Aber innen herrschte das absolute Chaos. Das Wasser stand bis über die Decke, die Einrichtung war größten Teils zertrümmert. Der Inhalt aller Schränke, Schapps und Kisten zu einem riesigen Brei vermengt. 20 Liter Öl aus der Hauptmaschine und der Inhalt aus den vielen Farbdosen und Kanistern mit Öl und anderen Schmierstoffen waren mit dem Seewasser eine schmierige, klebrige Emulsion eingegangen. Es war uns nicht möglich, in die Messe, Vorkammer und Achterkammer zu gelangen.
Ohne Kran, den man nicht hierher bringen konnte, gab es keine Lösung, sie heil über die Felsen und das breite Riff ins tiefe Wasser zurück zubringen. Dazu die radioaktive Strahlung, die bei entsprechender Winddrehung lebensbedrohliche Ausmasse für uns annehmen konnte – nur 40 km entfernt liegen die beschädigten Fukushima-Reaktoren.
Schweren Herzens entschlossen wir uns,…
…die FREYDIS aufzugeben und nur einige Ausrüstungsgegenstände wie Beschläge, Winschen, Anker, Ketten und Segel abzubergen. Das ganze Unternehmen war nicht nur aufwändig, sondern auch anstrengend, frustrierend und gefährlich. Bei einer der nächtlichen Rückfahrten ist Erich vor Erschöpfung eingeschlafen und erst vom Krachen an der Leitplanke wieder aufgewacht.
Die einzigen Lichtblicke waren die Hilfsbereitschaft und Solidarität unserer japanischen Seglerfreunde, von denen die meisten selbst ihr Boot durch den Tsunami verloren hatten. Tagelang halfen sie uns, bauten eine Hilfskonstruktion aus Seilen, mit denen die Teile vom Schiff zur Mole gezogen werden konnten. Anschliessend transportierten sie alles nach Yokohama zur Bayside Marina und halfen uns bei der Reinigung der Gegenstände und Segel.
Gerade erhielten wir die Nachricht, dass alles bereits per Container auf dem Wege nach Hamburg ist.
Das Ende…
Nach 33 Jahren und 248.000 Seemeilen haben der Tsunami und die Radioaktivität der FREYDIS den Garaus gemacht, lange vor ihrer Zeit, schließlich hatten wir sie erst vor 7 Jahren mit erheblichem Aufwand generalüberholt.
Viele schlaflose Nächte liegen hinter uns und viele Tränen wurden geweint. Mit der FREYDIS haben wir nicht nur einen Gegenstand von materiellem Wert verloren – sie war ein Teil unseres Lebens. Aber klar – es hätte noch schlimmer kommen können und andere hat viel größeres Leid getroffen. Aber eine „Marginalie“ – wie der ein oder andere Zeitungskommentar lautete – ist dieser Verlust für uns gewiss nicht. Genauso wenig, wie es eine Marginalie ist, wenn eine japanische Familie ihr geliebtes Haus in der Sperrzone aufgeben muß, wobei wir nicht einmal auf eine „Entschädigung“ von Tepco oder sonst jemand hoffen können.
…und ein Neubeginn
Jetzt überlegen wir, wie es weitergeht, wir sondieren und sortieren. Die finanzielle Hürde für einen Neubeginn ist hoch und wir beide sind nicht mehr die Jüngsten. Aber eins steht fest: Wir werden eine Lösung finden. Segeln zu fernen Gestaden ist für uns immer noch die schönste Nebensache der Welt.
In herzlicher Verbundenheit
Heide + Erich
Liebe Heide, lieber Erich!
Euer Bericht über die Aufgabe von Freydis ist herzzerreissend! Wir sind sehr traurig. Viel Glück und gute Ideen für Eure Zukunft ohne sie!
Renate und Bernd
Liebe Heide, lieber Erich!
Nun also doch! Die Freydis ist verloren. Nach all den Jahren und den vielen Seemeilen ist es ein Tsunami gewesen, der ihre Grenzen überschritten hat. Wir fühlen mit Euch und denken an Euch, wünschen Euch Kraft und Weisheit bei den Plänen, die es nun zu verwirklichen gilt. Mit den besten Wünschen von der SY Neráida
Liebe Heide, lieber Erich!
Nun also doch! Die Freydis ist verloren. Nach all den Jahren und den vielen Seemeilen ist es ein Tsunami gewesen, der ihre Grenzen überschritten hat. Wir fühlen mit Euch und denken an Euch, wünschen Euch Kraft und Weisheit bei den Plänen, die es nun zu verwirklichen gilt. Mit den besten Wünschen von der SY Neráida
Gaby & Peer
Liebe Heide und Erich,
wir bedauern das Schicksal der Freydis und bewundern Euren Mut zum Neuanfang. Der Verlust des Schiffes und damit der Heimat waere unser schlimmster Albtraum. Wir haben eure Reisen und ungewoehnlichen Routen immer gerne und mit viel Interesse verfolgt, auch wenn unsere Ambitionen nicht ganz so gross sind. Aber wer weiss, wo es uns noch hinverschlagen wird? Wir sind ja erst seit 3 Jahren unterwegs, die Umrundung Suedamerikas steht bevor, danach ist Alaska und British Columbia geplant und manchmal zeigt sich bei uns schon die Angst vor der eigenen Courage. Euer Vorbild hat uns dabei immer geholfen und wird es auch weiterhin.
Wir wuenschen Euch alles Gute und dass die finanziellen sowie auch alle anderen Huerden von Euch gemeistert werden koennen und ihr auf einem neuen schwimmenden Heim Eure reisen fortsetzen koennt.
Ganz liebe Gruesse aus Brasilien, Ilha Grande von der Crew der „Bomika“!
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