Wir sind auf der HANSEBOOT

Samstag, 24.10.2015, Heidelberg

Hallo Freunde,

Das kommende Wochenende sind wir beide auf dem Stand der „YACHT“, Heide unter der Voraussetzung, dass ihr Gesundheitszustand die Reise zulässt, und zwar am

Samstag, 31.10. und Sonntag 1.11. jeweils ab 13:00 Uhr.

Vortrag und Diskussion

„Die beiden Langfahrtsegler haben nach vier Jahren ihr Sehnsuchtsziel Alaska erreicht. Wie hat sich die neue `Freydis`bewährt? Erfahrungsbericht nach 27.000 Seemeilen.“

Im Anschluss an den Vortrag stehen wir bis 17:00 für Fragen und Antworten zur Verfügung.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Euch!

Nochmaliger Hinweis

Hier sei auch nochmals an unser Vorträge diesen Herbst in Frankfurt, Linz und Wiesbaden hingewiesen.

Heide und Erich

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Törnplan 2016 – Ruf der Wildnis

Dienstag, 06.10.2015

Google Photos

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An unsere Freunde und Mitsegler

Seid gegrüßt!

In diesem Jahr (2015) waren wir sechs Monate unterwegs. Hinter uns liegen aufregende Zeiten. Zuerst die mit Taifunen gespickten Törns in Japan, dann der Törn zu den Aleuten, der härteste seit unserem Aufbruch in Leer mit 1200 Seemeilen Kreuz, und zum Schluss der Törn von Dutch Harbor noch Kodiak – der abenteuerlichste und schönste in den letzten Jahren, dazu mit einer supernetten Crew.

Nach vierjähriger Reise sind wir mit der neuen FREYDIS an unserem Sehnsuchtsziel angekommen: Alaska. Vier Sommer, von 2006 bis 2009, segelten wir bereits in diesem Revier, das aufregender und schöner nicht sein könnte: Einsam, ursprünglich, wild, zerklüftet, von den Vulkanen, Bergen und ihren in die Fjorde kalbenden Gletschern geprägt: Die Schönheit dieses Insel-Irrgartens ist ebenso groß wie sein Ausmaß. Ein Seglerleben reicht nicht, um all die vielen Buchten und Ankerplätze an dieser Küste kennen zulernen.

Hier werden wir 2016 bleiben, um noch einmal das Innere des Golfes von Alaska erkunden.

Alaska 2016 – Revier, Route und Wetter

Damit Ihr eine grobe Vorstellung von den Dimensionen dieses Landes habt:

  • Alaska ist fünfmal so groß wie die Bundesrepublik,
  • das Beringmeer, das wir 2007 zweimal durchquert haben, ist fünfmal so gross wie die Nordsee,
  • die gerade Küstenlinie des Golfes von Alaska (vom Ende der Alaska-Halbinsel im NW bis zum Beginn der Inside Passage im SE Alaskas) beträgt rund 1000 Seemeilen (im Vergleich dazu die Deutsche Bucht von Texel bis nach Jütland 250 Seemeilen).

Das Klima in Alaska verändert sich stark

Die jährliche Durchschnittstemperatur in Alaska ist seit 1949 um ca. 2°C gestiegen. Innerhalb der letzten 30 Jahre haben sich die Temperaturen in Alaska mehr als an irgendeinem anderen Ort der Erde erhöht. Die Winter sind um ca. 4°C wärmer geworden. Die durchschnittliche globale Erwärmung in diesem Zeitraum beträgt nur etwa 0,5°C. Erschreckend! Dies hat natürlich enorme Auswirkungen auf die gesamte arktische Landschaft und die Tierwelt in Alaska sowie auf die Menschen, deren Existenzbedingungen sich grundlegend ändern.

Beste Reisezeit im Golf

Wenn man sonniges klares Wetter und blauen Himmel bevorzugt, und keine zu kalten Temperaturen mag, sollte man sich im Golf im späten Frühling oder im Frühsommer aufhalten, denn im Mittsommer und in den Herbst hinein ist der Himmel meist mit Wolken verhangen und die Wahrscheinlichkeit für Niederschläge steigt stark an.

Route

Uns fasziniert bei den Törns im Golf der Wechsel zwischen einsamen Ankerbuchten in totaler Wildnis, kleinen Fischersiedlungen und Eskimodörfern. Wir besuchen 2016 die Lachsgewässer um Kodiak, grösste Insel Alaskas, die Bärenbuchten im südlichen Teil des Katmai Nationalparks am Fuß schneebedeckter, rauchender Vulkane, die Gletscherfjorde der Kenai-Halbinsel sowie die Fjord- und Inselwelt des berühmten Prince William Sound, in den die Gletscher der Chugach Mountains münden, der am stärksten vergletscherten Region Alaskas. Die fast 40.000 qkm große Meeresbucht zeigt Alaska von seiner schönsten Seite: Wale, Robben, Eisberge, Inseln und spektakuläre Fjorde. Größte Attraktion ist der rund 60 km lange Columbia Glacier, an dessen Abbruchkante wir die FREYDIS manövrieren…

Die Zukunft

Als wir in diesem Jahr nach Alaska zurückkehrten, hatten wir Sorge, dass die Zahl der Segler – wie in vielen anderen Revieren der Welt – inzwischen sprunghaft angestiegen war. Dort, wo sich ein Yachttourismus etabliert, leidet der Kontakt zu den Einheimischen, man wird zum gesichtslosen Wirtschaftsfaktor. Zum Glück war unsere Sorge (noch) unbegründet. Es scheint, dass die weite Anreise über den Nordpazifik eine mit vielen Strapazen verbundene Hürde für Segler darstellt (und auch wir haben uns in diesem Jahr mächtig anstrengen müssen, um sie zu nehmen). Trotzdem: Noch ist es zwar nur Spekulation, aber in absehbarer Zeit wird man nicht mehr so ohne weiteres in die küstennahen Nationalparks des Katmai- , Kenai- und des PWS – Nationalparks segeln können: Starke Beschränkungen und bürokratische Hürden – wie die im nördlichen Teil des Katmai-NP bei Brooks Camp und King Salmon oder für den Glacier Bay Nationalpark im SE des Golfs (wo man sich ein Jahr im Voraus anmelden muss) oder beispielsweise auch kaum zu erfüllende Auflagen für Segelreisen in die Antarktis und andere Wildnisgebiete der Erde – sind vorprogrammiert. Wir schätzen uns glücklich, dass wir noch ohne Auflagen und zeitliche Beschränkungen in die Fjorde dürfen, dass uns keiner Vorschriften macht und wir uns lediglich mit den Grizzlys arrangieren müssen.

Tipp

Viele, die mit uns in den Jahren 2006 bis 2009 in Alaska unterwegs waren, haben im Anschluss an den Törn das Landesinnere noch mit dem Leihwagen oder Campervan bereist, oft auch mit Familie.

An Lektüre für Vorabinformation empfehlen wir

  1. Die Reiseführer „ALASKA – YUKON“ von Marco Polo sowie lonely planet „ALASKA“
  2. Das Buch von Heide „ALASKA – JAPAN“ (auch als ebook in je zwei Versionen bei amazon, apple und tolino erhältlich)
  3. Artikel von uns in der „Yacht“, Heft 16/2007 „Abenteuer Wildnis“ und Heft 02/2008 Abenteuer in der Beringsee („Hier ist der Bär los…“)

Kommentare

Wir erhielten neulich folgenden Kommentar von unseren ehemaligen Mitseglern Susanne und Wolfgang Minneker, Kronberg in unserem Blog:

Es ist eine wahre Freude, die Freydis und Euch in Alaska wieder zu sehen!! Wir erinnern uns noch an den am Boden zerstörten Erich beim Japan-Vortrag in Heidelberg, nachdem die gute alte Freydis im Tsunami verschollen war. Ihr nächstes und wiederholtes Ziel Alaska war damals in so weite Ferne gerückt. Wer einmal die Gelegenheit hatte, Alaska vom Wasser aus zu erleben, kann die magische Kraft dieses Ziels verstehen, das mit seiner atemberaubenden Natur anziehend wirkt wie ein Magnet. Die Freydis ist zurück! Bis heute zählt unser Alaska-Trip auf der alten Freydis zur spektakulärsten Reiseerfahrung. Wir wünschen Euch, liebe Heide und lieber Erich, noch viele schöne Stunden und Erfahrungen in Alaska.

und unsere Mitseglerin Lore Haack-Vörsmann schrieb am Ende des letzten Törns in Kodiak ins Logbuch:

Ich fühle mich reich beschenkt durch Euch, Eure Erfahrung, Eure scheinbar nie erlahmende Begeisterung und durch Eure Freude, diese zu teilen. Danke!

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oder

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Vorträge im Oktober und November

Dienstag, 06.10.2015

Hallo Freunde,

In diesem Herbst halten wir Gastvorträge in drei Vereinen:

In Frankfurt am Montag, 26.10.2015, 19:30 Uhr

vor den Mitgliedern des AHYC (Allg.Hessischer Yacht Club) im Clubhaus beim Frankfurter Kanu Verein, Schaumainkai 90 (Tiefkai an der Friedensbrücke), 60596 Frankfurt

In Linz, Oberösterreich am Dienstag, 24.11.2015, 19:30 Uhr

vor den Mitgliedern des YACHT CLUB AUSTRIA Crew Oberösterreich im Volkshaus Dornach, Niedermayrweg 7, A-4040 Linz

In Wiesbaden am 27.11.2015, 19:30 Uhr

vor den Mitgliedern des SC Rheingau, Werftstraße 15, 65396 Walluf

Thema: K.O. – und nochmal gepackt !

In Ihrem Live-Vortrag erzählen die Wilts von ursprünglicher, gewaltiger Natur und von Küsten, die noch niemals zuvor eine Yacht erkundet hat. Sie berichten von dem dramatischen Verlust ihrer Freydis II in Fukushima 2011 durch den Jahrhundert-Tsunami und die Verstrahlung ihrer Yacht durch das zerstörte japanische Atomkraftwerk.

Obwohl die Wilts beide auf die 70 zugehen, wagen sie einen Neuanfang, bauen ihre dritte Freydis und starten 2012 von Deutschland aus zu einer neuen Weltreise. Auf der klassischen Route segeln sie über den Atlantik, passieren den Panamakanal, queren den Südpazifik von Ost nach West. Dabei besuchen sie viele Inseln und Bewohner, die sie auf ihren früheren Reisen kennen gelernt haben.

Im Januar 2014 starten sie von Bundaberg/Australien und segeln über Papua-Neuguinea und die Inseln Mikronesiens nach Japan. Nachdem sie 45 Jahre allen Wirbelstürmen aus dem Weg gehen konnten, werden sie in diesem Jahr mit 6 Taifunen konfrontiert – eine extreme Herausforderung und Belastung für Schiff und Crew.

Nach drei Jahren und 27.000 Seemeilen erreichen sie über Kamtschatka und die Aleuteninseln im August 2015 ihr Sehnsuchtsziel, den Golf von Alaska. Dort wollen sie 2016 erneut in die Wildnis zu Bärenbuchten, Gletscherfjorden und Lachsflüssen.

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Liegengebliebenes…

Freitag, 02.10.2015, 12:09:53 MESZ

Hallo Freunde,

ich schiebe hier noch ein paar Dinge nach, die uns am Herzen liegen.

Törnkarte Nordpazifik

Da ist zunächst die aktualisierte Pazifikkarte mit allen bisherigen Törns, natürlich einschliesslich 2015.

Abschiedsfoto mit Lachsfischer

Dann unsere Crew nach Ankunft auf Kodiak im Uyak-Fjord. In der Bildmitte unser Freund, der Lachsfischer Duncan Fields.

Und dann waren da noch…

…unsere Freunde und Mitsegler Susanne und Wolfgang Minneker aus Kronberg, die uns einen Beitrag auf unserem Blog geschrieben haben, über den wir uns sehr freuen und den ich deshalb hier noch einmal extra wiedergeben möchte:

„Asche auf unser Haupt…“

Es ist eine wahre Freude die Freydis und Euch in Alaska wieder zu sehen!! Wir erinnern uns noch an den am Boden zerstörten Erich beim Japan-Vortrag in Heidelberg, nachdem die gute alte Freydis im Tsunami verschollen war. Sein nächstes und wiederholtes Ziel Alaska war damals in so weite Ferne gerückt. Wer einmal die Gelegenheit hatte, Alaska vom Wasser aus zu erleben, kann die magische Kraft dieses Ziels verstehen, das mit seiner atemberaubenden Natur anziehend wirkt wie ein Magnet. Die Freydis ist zurück! Bis heute zählt unser Alaska-Trip auf der alten Freydis zur spektakulärsten Reiseerfahrung. Wir wünschen Euch, liebe Heide und lieber Erich, noch viele schöne Stunden und Erfahrungen in Alaska.

Herzlich
Heide & Erich

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Endziel Alaska: Die letzte Crew 2015

Kodiak, den 3. September 2015

Hier stellen wir die Letzte Crew vor – in Wort und Bild. Und hier der zugehörige Artikel

Gruppenbilder mit Damen – und Herren…

…und die Einzelportraits

Andrea und Horst Pfister-Wartha aus Freiburg/Breisgau

Bereits zum 4. Mal auf der neuen Freydis dabei – Atlantik, Französisch Polynesien, Japan und nun Alaska

Bild 2 Lore Hack-Vörsmann, Braunschweig

Seit 1997 mit uns unterwegs – Pitcairn+Osterinsel, Antarktis, Papua-Neuguinea, Großes Barriere-Riff, Südsee, Japan und Alaska

Ulrich Schlüter, Heidelberg

Seit 1994 dabei – Große Australische Bucht, GEO-Expedition in Vanuatu, Südatlantik und Alaska

Hilke Hartema, Leer/Ostfriesland

Erstmals auf dem Atlantik in 2012 von Lissabon zu den Kanaren dabei und nun wieder im Golf von Alaska

Wolfgang Herpers, Löf

Erstmals auf dem Atlantik in 2012 von den Kanaren zu den Kap Verden dabei und nun wieder im Golf von Alaska

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Asche auf unser Haupt…

…und auf die Freydis regnet es seit einer Woche.

Kodiak, den 3. September 2015

An unsere Freunde und Mitsegler

Der Ausbruch des Vulkans Katmai liegt zwar schon über 100 Jahre zurück, aber immer wenn es aus Nordwesten bläst, wird seine Asche von den Hängen der Alaska-Halbinsel aufgewirbelt. Sie zieht als graue Wolke über die Shelikof-Strasse und Kodiak hinweg und hinterlässt überall ihre Spuren. Auch das gerade noch von der abrückenden Crew sorgfältig gereinigte Deck und das Cockpit der Freydis bekommen ihren Teil ab. Auf dem UKW-Wetterkanal werden die Bewohner Kodiaks in der Endlos-Schleife alle fünf Minuten gewarnt: Wer empfindlich ist, soll das Haus möglichst nicht verlassen.

Es ist der vierte Herbst, den wir im Golf von Alaska erleben und immer wieder machen wir die gleiche Erfahrung: Ende August wird es ungemütlich, dann lässt die Kraft der Sonne nach, das stabile Hoch über dem Beringmeer bricht zusammen und die Tiefs rücken näher.

Am Dienstag vor einer Woche war es – ausnahmsweise – windstill. Die letzte Crew hatte gerade die Heimreise angetreten. Wir nutzten die Gunst der Stunde und liessen die Freydis mit dem Travellift an Land heben. Ab Mittwoch hat es angefangen, aus NW zu wehen und zu stürmen – und das ohne Unterbrechung bis heute. Vorausschauend hatte Bill (der Manager von Fuller´s Shipsyard) am Mi-Nachmittag an der Freydis seitlich zusätzliche Stützen an beiden Seiten angebracht. Laut Wetterbericht waren 40 Knoten mit Böen von 50 zu erwarten. Tatsächlich wurden es in der Nacht zum Donnerstag aber 65 Knoten. Natürlich haben wir nicht gut geschlafen in dieser Nacht, aber wir haben uns dann mit dem Gejaule in der Takelage, den Erschütterungen beim Einfallen der Böen und dem grauen Asche-Regen, der auf uns niederging, abgefunden.

Die Tage sind ausgefüllt mit dem Aufklaren der Freydis, die Ende dieser Woche winterfest sein muss. Dann fliegen wir nach Deutschland und kehren erst im nächsten Frühjahr nach Kodiak zurück. Die Temperaturen werden hier bis auf minus 15–20°C fallen, entsprechend sorgfältig muss alles gegen Frostschäden abgesichert sein. Bei der alten Freydis wurde das über die Jahre zur Routine. Bei der Neuen jedoch ist Vieles komplizierter: etwa die Kühlkreisläufe der Hauptmaschine, Auspuffkühlung, Pumpen, Trinkwassersysteme, Boiler, Toiletten, Batterien. Ganz besonders umständlich ist der Ausbau der Druckzylinder der Wasseraufbereitung (Watermaker). Keiner hat vor vier Jahren beim Einbau daran gedacht, dass die empfindlichen Membranen solche Minusgrade nicht abkönnen. Also muss das unter den Backskisten installierte System ausgebaut und in beheizten Räumen untergestellt werden.

Nebenbei arbeiten wir die diesjährige Reise von Japan nach Alaska auf. Heide schreibt über den letzten Törn von Dutch Harbor nach Kodiak, der äußerst abwechslungsreich war und voller schöner Erlebnisse. Erich hat sich das erste Mal seit unserem Start in Nagasaki im April des Jahres (2015) über seine Bilder hergemacht, die – auf Festplatte abgespeichert – sortiert, verdichtet und bearbeitet werden müssen.

Unser Dank gilt nun unseren sechs Mitseglern des letzten Reiseabschnitts von Dutch Harbor nach Kodiak. Liebe Andrea+Horst, Lore+Hilke, Wolfgang+Ulrich: Es war schön mit Euch! Nach den Erlebnissen der letzten drei Wochen wisst Ihr nun, warum wir noch einmal nach Alaska wollten – allen Widrigkeiten zum Trotz.

Herzliche Grüsse
Heide & Erich

Die letzte Crew…

…findet Ihr hier in Wort & Bild.

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DIE YACHT: Die „Freydis“ ist am Sehnsuchtsziel

Freitag, 04.09.2015, 11:58:18 UTC+3 :: Galanado

In der YACHT finde sich dieser kurze Bericht
über die Ankunft der Freydis in Alaska, wo sie bis zum nächsten Frühjahr überwintern wird.

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Ankunft in Kodiak/Alaska

Sonntag, 23.08.2015, 11:40:38 UTC+3 :: Kodiak/Alaska

An unsere Freunde und Mitsegler,

vor zwei Tagen sind wir in Kodiak angekommen nach einer in jeder Beziehung wunderbaren Reise, über die wir noch berichten werden.

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Auf Biegen und Brechen (Teil 2)

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Teil 2: Sturmfahrt durch die Aleuten

„I want to be in Amerika“, das Lied aus dem Film „Westsidestory“ drängt sich mir auf, als sich Attu endlich, am 14. Tag unserer Reise, 500 Meter vor Theodore Point, aus dem Nebel schält. Die Insel ist die westlichste Insel der Aleuten – nur 208 Seemeilen weiter beginnt schon die Kette der russischen Kommandeur-Inseln. Vom Festland Alaska ist Attu dagegen am weitesten entfernt – liegt sozusagen an seinem westlichen Schwanzende.

Was uns auf Attu erwartet, wissen wir nicht, weil wir keine Informationen bekommen konnten. Die Insel ist etwa 900 km2 groß. Wir haben uns eine Bucht im Süden ausgesucht und hoffen, dass wir dort trockenen Fußes an Land können, denn in unserer neuesten Karte sind mehrere Landungsstege eingezeichnet.

Ein verlassenes Eiland

Zwei Stunden, nachdem die Insel in Sicht gekommen ist, laufen wir in die Massaker Bay ein und werden von grünen Hügeln umarmt. Wir s i n d  in Amerika! Wir haben die lang ersehnte, schwer erarbeitete Grenzmarke zum Beringmeer erreicht. Still und geheimnisvoll liegt der Landflecken vor uns. Weder Schiffe, noch Menschen oder Tiere sind zu sehen, nur ein großes weißes Gebäude, das wie eine Festung auf einem der Hügel thront: die ehemalige Loran-Station der U.S. Coast Guard, 2010 geschlossen und damit aller Bewohner beraubt. Von den ehemaligen Landungsstegen ragen nur noch die Holzpfeiler heraus. An ihnen können wir die Freydis nicht festmachen, also ankern wir davor.

Während die Vorhut die Insel erkundet, nehmen der Skipper und sin Fru erst einmal eine Mütze Schlaf. Danach setzen wir mit dem zweiten Landungsteam zum Strand über. Aus dem Wasser ragt jede Menge verrostetes Kriegsmaterial und auch das Inselgelände ist gespickt mit Kriegsmüll. Wir besuchen die Station, die sich als recht gut erhalten erweist, aber rundum verrammelt und verriegelt ist: für uns eine uneinnehmbare Festung. Weitere Entdeckungen sparen wir uns für den folgenden Tag auf.

Ein weiterer Mittwoch – geschenkt

Es wird ein besonderer Tag, denn er hat dasselbe Datum wie der vorangegangene: Mittwoch, der 8. Juli. Wir sind zwar schon längst über die Internationale Datumsgrenze gesegelt, haben das aber nicht wahrgenommen. Nun lässt sich diese unsichtbare Linie aber nicht mehr übersehen. Zu unserer Freude gewährt sie uns ein Zeitgeschenk: einen Tag, den wir bei der Planung unserer Insel-Aufenthalte nicht mit eingerechnet hatten – noch dazu einen wunderschönen Sonnentag. Und das wissen wir um so mehr zu schätzen, als auf Attu, laut Seehandbuch an über 300 Tagen im Jahr das typische Aleutenwetter herrscht: dichte Bewölkung, Nebel, Regen und oft starke Winde. Nur an acht bis zehn Tagen soll es sonnig und klar sein.

Bergauf, bergab wandern wir – wobei ich wegen meines an Bord lädierten Rückens meist nur hinterher hinken kann – über saftige Wiesen und Hügel, übersät mit den schönsten Blumen – Lupinen, Wilder Iris, Angelika, Fritillaria camschatcensis etc. etc.. Ab und zu gesellen sich neugierige kleine Landvögel zu uns oder eine überraschte Wildgans fliegt dicht vor uns aus dem hohen Gras. Abgesehen von dem rostigen Schrott darin, hat das einstige Schlachtfeld an der Massaker Bay ein unschuldig-freundliches Gesicht bekommen. Denn hier war es, wo die japanische Armee in einem der größten Schlachten des Pazifik einen plötzlichen Angriff startete und weit genug in die amerikanischen Verteidigungslinien eindrang. Es kam zu einem erbitterten und brutalen Nahkampf, wobei die Japaner fast bis zum letzten Mann getötet wurden. Darunter der japanische Befehlshaber der Insel, Oberst Yasuyo Yamasaki und 2635 Soldaten – nur 27 Soldaten kamen in Kriegsgefangenschaft. Die Amerikaner zählten 600 Tote und 1200 Verletzte. Das Schlachtfeld wird seit 2008 als Teil des „World War II Valor in the Pacific National Monument“ als Gedenkstätte ausgewiesen.

Von Attu aus segeln wir nach Osten und laufen dabei eine Reihe weiterer Aleuteninsel an, wobei wir uns vor jedem Start durch ein Telefonat mit Herrn Taxwedel von Wetterwelt Kiel vergewissern, ob die Luft sauber ist und keine bösen Überraschungen drohen.

Kriegsschrott, Minen, Granaten…

Zunächst aber ziehen wir dicht an der kleinen Insel Shemya vorbei, die – wie uns Kalle Bunte, ein befreundeter Physikprofessor und ehemaliger Mitsegler, schrieb: in Weltraumschrott-Forscherkreisen eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, weil dort ein Radar steht, das anfliegende Interkontinentalraketen frühzeitig erkennen soll. Es hat aber auch den sehr empfindlichen Sensor eines Weltraumschrott-Detektors (für sehr kleine staubkorngroße Partikel) ausgelöst, wenn er über Kamtschatka flog. Das sah dann so aus, als ob es dort immer an der gleichen Stelle Einschläge gab (was sehr unwahrscheinlich ist). Es hat einige Mühe gekostet, den Zusammenhang mit dem Radar auf Shemya herzustellen, weil die Amerikaner über diese militärische Einrichtung natürlich keine Auskunft geben wollten…

Anschließend passieren wir die Vogelinsel Buldir, unter Vogelkundlern weltberühmt wegen ihrer großen Seevogel-Kolonien, die in ihren Steilwänden brüten, und dann kommt die Nordspitze von Kiska in Sicht. Aber die Insel verbirgt sich schon bald unter einer dichten Nebelkappe. Orientierung nur durch Radar und Kartenplotter. Georg Wilhelm Steller, der deutsche Naturwissenschaftler auf der Großen Nordischen Expedition (1733–1743) von Vitus Bering, notierte über die von ihnen neu entdeckte Insel in sein Tagebuch:

„Den 25sten October hatten wir sehr klares Wetter mit Sonnenschein. Dennoch hagelte es Nachmittags zu verschiednen Malen. Am Morgen erblickten wir mit Verwunderung eine grosse hohe Insel auf 51 Graden vor uns im Norden, welche wir auf der Hinreise vierzig Meilen von uns in Osten hatten. Man befand sich am Mittag auf 50 Grad 35 Minuten Norderbreite.“

Im Gegensatz zu Steller dürfen wir uns auf einen Landgang in Kiska Harbor freuen. Wie auf Attu sind auch hier, am pechschwarzen Vukan-Aschenstrand, die hölzernen Landungsstege durch Seegang und Eis zerstört. Als wir mit dem Dingi zum Ufer übersetzen, empfängt uns dort ein riesiges Schild: Danger! Unexploded Bombs, Shells, Grenades, Mortars, and Similar Items Are Hazardous. Items May Explode If Moved or Handled.

Trotzdem riskieren wir einen Marsch über die Schotterwege, die mittlerweile von der Natur zurück erobert sind und durchs Gelände, das im Bewuchs wie auch im überall herumliegenden Kriegsschrott der Insel Attu sehr ähnelt. Wie diese, hat auch Kiska seit 2008 den Status einer Nationalen Gedenkstätte, darauf weisen auch einige Gedenktafeln hin. Noch nachträglich stehen mir die Haare zu Berg, als uns später auf Adak der Chef des Munitionsräumungskommandos versichert: »Auf Kiska liegen noch sehr viele japanische Sprengfallen und andere nicht entschärfte Munition. Demnächst werde ich dort alles absperren; in Zukunft darf keiner mehr auf die Insel.«

…Atombombenversuche…

Als nächstes würden wir gerne Konstantin Habor auf der Insel Amchitka anlaufen, der einen geschützten Ankerplatz versprach. Aber daraus wird nichts, denn laut American Pilot wurde die Insel und die umgebenden Gewässer 1986 gesperrt: Die Amerikaner hatten hier Atombomben-Versuche durchgeführt.

Auf der Weiterfahrt nach Adak werden wir von einer großen Delphin-Schule begleitet, Wale blasen aus der Ferne und Orcas schauen dicht vorbei. Bei 6 Windstärken aus West läuft unser Bootchen wie geschmiert – ständig zwischen 7-9 Knoten. Um 20 Uhr Bordzeit biegen wir um Kap Adakdak und zwei Stunden später, mit Hilfe von Radar und elektronischer Seekarte, in tiefer Dunkelheit und gegen Wind und Regen, in die Kuluk Bay ein. Dort legen wir uns nach einigen Anläufen an einen alten Versorger, der hier als Schwimmponton noch gute Dienste tut. Auch über Adak, die dritte Insel, die wir aufsuchen, haben wir vorher wenig in Erfahrung gebracht. Ja, wir wissen nicht einmal, ob hier Menschen leben oder ob sie genauso verwaist ist wie Attu und Kiska. Auch das Internet gab nur wenig Information über den aktuellen Stand.

…eine Geisterstadt…

Und so trifft uns das, was wir hier vorfinden, völlig überraschend: Mein erster Landgang am frühen Morgen führt mich zur unerwartet großen Inselklinik wegen meines Rückens. Doch das weitläufige Gebäude ist gähnend leer. Schließlich finde ich tatsächlich eine Kollegin in einem der Zimmer. Sie kann hier nichts für mich tun, sagt sie, rät mir nach Dutch Harbor zu fliegen und von dort nach Anchorage, wo es eine orthopädische Abteilung und ein MRT gibt. Ich entscheide mich erst einmal für aktives Training. Wir erkunden die großzügig angelegte, moderne Stadt mit breiten Straßen, einer großen und relativ gut erhaltenen Bungalow-Siedlung, zahlreichen mehrstöckigen Hochhäusern, öffentlichen Gebäuden wie Elementary School, High School, Rathaus, Sportplätzen und besagter Klinik, etc., etc., nicht zu vergessen McDonald, Pizza-Hut und anderen Restaurants, einem Flugplatz – und – k a u m  Bewohnern (gerade mal 120, wie wir vom Bürgermeister erfahren). Eine Geisterstadt, eine Mega-Geisterstadt! Gebaut und bewohnt wurde sie tatsächlich einmal von 90.000 Menschen, so Justin Peach, Chef des Munitions-Räumungskommandos, den wir im Mini-Supermarkt (mangels Käufer täglich nur eine Stunde von 7-8 p.m. geöffnet) kennen lernen, und der uns samt Einkäufen – die ersten und ziemlich teuren seit drei Wochen – mit dem Pickup zum Boot bringt.

Bei Justin zuhause – in einem der wenigen bewohnten Bungalows – laden wir den aktuellen Wetterbericht herunter: ein Taifun über Japan in der Kategorie 4-5 ist auf dem Weg zu den Aleuten, wo er uns mit letzter Puste – immerhin noch in Sturmstärke – die kommende Woche zusetzen wird. Außerdem nehme ich meine erste heiße Dusche seit drei Wochen.

Restaurants werden nicht mehr betrieben, aber in einem der Bungalows haben eine Filippinin und ein Amerikaner ein Café namens „Blue Bird“ eröffnet, wo wir in der „guten Stube“, die auch gut besucht ist, ein gut gewürztes Abendessen einnehmen. Endlich wieder amerikanische Portionen, schreibt unser Skipper später ins Logbuch. Auch ich fühle mich wohl in den wieder gewonnenen Annehmlichkeiten der Zivilisation.

Was wir dann aber auf der Tour im Pickup erleben, zu der uns Justin einlädt, erscheint mir wie aus einem Science Fiction Film: Ein Haus am Rande der Stadt mit dem seltsamen, weißen Anntennewald, von dem Justin schmunzelnd behauptet: „Hier suchen Leute im Äther nach Aliens“, und uns später verrät, dass hier Wissenschaftler der Universität Fairbanks „Space-Listening“ betreiben. Dann diese weitläufigen Tunnel unter den „Barracks“ (so wird der gewaltige Hochhäuser-Komplex auf dem Hügel über der Stadt genannt), in denen unter anderem ein Schwimmbad und ein Theater für viele Besucher untergebracht ist. Seit dem Erdbeben im Juli 2014 von der Stärke 7,9 RS sind sie allerdings nicht mehr so ganz sicher – laut Justin gibt es im Durchschnitt etwa 30 Erdbeben pro Jahr auf der Insel; die Daten der Seismografen gehen direkt nach Fairbanks, wo sie ausgewertet werden. Zusätzlich ist der bewohnte Teil der Insel aber auch noch unterhöhlt mit Bunkern, „Shelter“ (Unterschlüpfe) für je 40 Personen bei Bomben- und Gas-Angriffen und sogar bei radioaktiver Verseuchung. Mit Jochens Taschenlampe wird eine schwere Eisentür sichtbar, eine Duschkabine, Küche, ein großer Schlafraum mit Haken für Hängematten etc., etc., alles, was die Bevölkerung für wochenlanges Überleben brauchte. Kalte Schauer über den Rücken jagt mir dann aber der Besuch der „Spy-City“, ein Hochsicherheitstrakt, weit abgelegen und umgeben von einem doppelten Stacheldraht-Verhau; im Innern mehrere gesichtslose Gebäudekomplexe mit winzigen, hochgelegenen Fenstern. Alles erinnert an ein Strafgefangenenlager. Doch es war ein Ghetto für Spione: Sie durften weder ihre Familien zu sich auf die Insel holen, noch telefonischen Kontakt zu ihnen oder zu sonst jemandem aufnehmen, ja, nicht einmal in die Stadt gehen und mit anderen Bewohnern reden.

… – die Reste des Kalten Krieges

„Ein Wahnsinn! Wer hat das alles zu verantworten“, frage ich Justin. „Die Regierung Reagan“, antwortet er. Erich nickt: „Mit diesem Wettrüsten hat er die Sowjetunion in den Bankrott getrieben.“ Apropos: Ein Gruß von den Russen des 18. Jahrhunderts ist noch die zerfallende Orthodoxe Holzkirche am Rande der Stadt; sie wurde von einer Militärkapelle ersetzt. Lachen können wir erst wieder, als Justin vor einem Waldfleckchen von wenigen Quadratmetern hält und wir auf dem Schild davor die Aufschrift lesen: You are now Entering and Leaving Adak National Forest.

Bei all dem Rüstungs-Irrsinn habe ich fast vergessen, die wunderschöne Landschaft der Insel zu erwähnen, die saftig-grünen Hügel, die große Lagune, an der wir entlang fuhren, die Buchten, die steilen Klippen am Ufer und die einsamen Strände. Justin schwärmt von seiner Besteigung des Mt. Adakdak, der sich vor uns leider im dichten Nebel verbirgt.

Auf dem Weg nach Unalaska

Bei dem angekündigten schlechten Wetter hatten wir eigentlich vor, direkt nach Umnak in die 300 Seemeilen entfernte Nikolski Bay zu segeln, die Schutz gegen alle Winde bietet. Nach Orkanböen und heftigsten Strudeln in der Inside Passage der Adrianof Inseln entschließen wir uns dann aber zu einem Zwischenstopp in der Nazan Bay von Atka. Außerdem hatten wir gehört, dass es dort ein kleines Dorf von Aleutenbewohnern gibt – mit Aleuten (so genannt von den Russen im 18. Jahrhundert) oder Unangas, wie sie sich selbst nennen, hatten wir auf dieser Reise noch keinen Kontakt. Denn obgleich die Insel Adak bis auf wenige Militär-Areale heute zu den Aleuten gehört, sind wir dort nur weißen Amerikanern oder Filippinos begegnet. Und so ankern wir in der malerischen Bucht vor dem Dorf mit einer hübschen Orthodoxen Kirche. Von den ca. 50 Aleuten, die noch ihre eigene Sprache sprechen, sehen wir allerdings wenig. Sie wollen möglichst unter sich bleiben (das hat historische Gründe, auf die ich in meinem Buch „Alaska-Japan“ bereits ausführlich hingewiesen habe), wenn aber Kontakt mit Weißen, dann mit ihren Arbeitgebern: hier mit den Betreibern einer kleinen Fisch-Verarbeitungsanlage. Wir sind zwar ein bisschen enttäuscht, aber noch ist die Reise ja nicht zu Ende.

Vor Einbruch der Dunkelheit lichten wir den Anker. Wie so oft auf dieser Reise, ist der Skipper nach unserer Wache, die um Mitternacht endet, auch weiterhin gefordert: Diesmal wird er nachts um halb Vier durch das Anwerfen der Maschine und durch heftige Schiffsbewegungen geweckt; an Deck findet er ein wildes Tohuwabohu vor: Eine Patenthalse hat die Freydis aus dem Kurs geworfen, der Bulle, der den Großbaum sicherte, war los geworfen und der 6 Meter lange Baum knallte von einer Seite zur anderen. Da die Selbststeueranlage ausgeschaltet war, saß der Rudergänger geduckt, mit eingezogenem Kopf, hinter dem Kompass, den er aber nicht ablesen konnte, weil das Kompasslicht nicht eingeschaltet war. Die Freydis fuhr dadurch wilde Kreise in aufgebrachter See. 10 Minuten später war zwar wieder Ruhe im Schiff, aber um Skippers Schlaf wars geschehen.

Es folgt ein harter, aber sehr abwechslungsreicher Segeltag: Bei Starkwind und hoher See segeln wir dicht vorbei an der Vogelinsel Chagulak – einem Vulkan. 100.000sende Vögel im Wasser und in der Luft, dann über die Amukta Passage mit Stromschnellen und -wirbeln, die einen aufmerksamen Rudergänger verlangen, weil sie unser Boot oft 30-40 Grad aus der Bahn werfen. Der Nebel hat sich verzogen, und in der Dämmerung haben wir einen grandiosen Blick auf die Inselgruppe der Four Mountains mit ihren gletscherbedeckten Vulkanen in makelloser Kegelform – unwirklich schön, wie nicht von dieser Welt!

Ein Grund zum Feiern…

Am Tag darauf erreichen wir Nikolski. Erich ins Logbuch: Der Kreis um den Nordpazifik schließt sich. Vor neun Jahren waren wir schon einmal, vom Midway-Atoll (Hawaii-Kette) kommend, auf dieser Insel angelandet.

Und das feiern wir alle auf der Freydis mit frischem Heilbutt zum Abendessen. Wir bekommen ihn von dem weißen Amerikaner Scott und seiner Unanga-Frau Agrippina geschenkt. Die beiden erinnerten sich noch gut an uns und die alte Freydis. Durch die beiden kriegen wir auch rasch Kontakt zu den übrigen Mitgliedern der kleinen Dorf-Gemeinschaft. Wir werden sogar eingeladen an der Trauung am nächsten Morgen in der orthodoxen Kirche teilzunehmen, der Priester und seine Frau sind schon aus Dutch Harbor angereist. Das Brautpaar – Andrew und Maria – freuen sich über unsere Anwesenheit und bitten uns anschließend zum Fest im Gemeindesaal. Dass die Unangas den Weißen gegenüber sehr reserviert sind (und nicht fotografiert werden wollen!), habe ich erwähnt. Aber hier lernen wir sie von einer ganz anderen Seite kennen: nicht nur in der Kirche dürfen wir sie fotografieren, sondern auch beim Feiern und bei ihren Ritualen. Während ich noch die Speisen und die Hochzeitstorte genieße, muss Erich das Fest allerdings bald verlassen. Bei plötzlich einsetzendem Starkwind slippt der Anker, und die Freydis droht auf die Felsen zu driften.

Am Abend liegt die Freydis in der Bucht wieder näher am Ufer und hat zusätzlich zum Anker eine Leinenverbindung zur einzigen Muringtonne. In der Nacht Böen um 40 Knoten – der Taifun aus Japan lässt grüßen! Wir müssen Ankerwache halten.

…und ein Bad in den heissen Quellen

Die Hot Springs in der Inanudak Bay soll ein letzter Höhepunkt dieses Reiseabschnitts werden. Sie liegen 30 Seemeilen entfernt auf derselben Insel. Eine nasse Landung in der flachen Hot Springs Cove und das unebene und schwer begehbare Gelände, lässt die Suche nach den heißen Quellen zu einer kleinen Herausforderung werden. „Da sind sie, da sind sie!“ frohlockt Erich schließlich, auf eine etwa 3 Kilometer entfernte Stelle im Inneren der Insel zeigend, von der weißer Dampf aufsteigt. Während die Crew den Rückzug an Bord vorzieht, trabt der Skipper wie ein Elch durch die unwegsame Landschaft in Richtung Dampf-Fahne. Ich haste ihm hinterher wie ein flügellahmes Huhn, von einem Loch ins nächste plumpsend, im Sumpf fast versinkend und todesmutig auf glatten Steinen durch eiskalte Gebirgsbäche wankend. Aber die Fumarole winkt mir freundlich zu. Und dann liegen wir tatsächlich im heißen Wasser eines kleinen Pools – wohlig entspannt. Das Leben ist schön!

Ankunft

Unter ausgebaumter Genua und zwei Reffs im Groß brausen wir durch die Nacht unserem Ziel entgegen: Dutch Harbor auf Unalaska. Bereits am Mittag liegen wir aufgetankt an unserem alten Liegeplatz im Small Boat Harbour.

(Er bietet guten Schutz gegen stürmische Winde und wir sind schon nach wenigen Metern im Zentrum der „City“ – d.h. bei den beiden Supermärkten. Wasser und Strom sind angeschlossen und gleich um die Ecke können wir uns in einer Fischfabrik kostenlos einloggen. Aber das Insel-Netz ist überlastet und die Verbindung miserabel – abends bricht sie gar zusammen. Nach zwei Stunden haben wir unsere Mails heruntergeladen, aber auch ziemlich schlechte Laune wegen der Warterei.)

4 ½ Wochen waren wir unterwegs, knapp 2500 Seemeilen liegen seit Japan im Kielwasser der Freydis, 1500 nonstop über See und 1000 in der Aleutenkette. Für die neue Freydis war es die erste Reise in ein extremes Gebiet. Sie hat sie mit Bravour gemeistert und die Crew hat ihr Bestes gegeben.

Herzliche Grüsse

Heide

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Auf Biegen und Brechen (Teil 1)

Freitag, 31.07.2015, 20:18:00 UTC :: Unalaska

Zwei von unserer neuen Crew sind bereits an Bord, die anderen treffen in zwei Stunden ein. Heide hat den Text gerade noch fertig stellen können. Wie wir von hier aus Rundmails loswerden sollen, wissen wir noch nicht, denn die Verbindung ist einfach zu schlecht. Vielleicht haben wir heute Nacht Glück.

Bilder dazu werden wir später einfügen.

TEIL I: Von Japan nach Alaska

Gestern trat die Crew die Heimreise an. Jetzt haben wir eine Woche Zeit, um den nächsten Törn vorzubereiten. Die neue Crew trifft wie immer einen Tag früher ein, damit sie sich noch ein wenig umschauen und eingewöhnen kann, bevor es losgeht – diesmal am 1. August.

Reparaturarbeiten…

Uns stehen noch einige Reparaturen bevor: Ein Leck im Motorkühlsystem muss gedichtet werden, ein weiteres im Watermaker und noch eines in der Wellendichtung. Crewmitglied Hilke bringt die neue UKW-Zentraleinheit mit den von Simrad programmierten amerikanischen Wetterkanälen, die eingebaut werden muss. Wir sind auf die Wetterberichte dringend angewiesen, denn das Wetter ändert sich hier sehr schnell radikal. Außerdem muss Erich die Vergaser der Außenborder neu einstellen, da die Zweitakter stottern.

Die neuen Halterungen der beiden Wassergeneratoren haben zwar gehalten, aber die kreischenden Geräusche, die immer noch auftreten, obwohl beide vom Hersteller in England überprüft wurden, werden durch die Gummipuffer nicht völlig absorbiert: Das Geräusch nervt weiterhin. Auf halber Strecke nach Attu sind die Generatoren dann ausgefallen – vermutlich ein Defekt in der Elektronik. Außerdem hat einer der beiden Windgeneratoren seinen Dienst eingestellt (Lagerschaden?). Der Ursache werden wir erst in Kodiak auf den Grund gehen und evtl. den Motor mit nach DL nehmen.

…Putzen und Einkaufen…

Dazu kommen die üblichen Reinigungsarbeiten und Provianteinkäufe. Im örtlichen Supermarkt (Safeway) bekommt man (fast) alles, aber sehr teuer wegen des langen Schiffs- bzw Luft-Transportes. Zwischen Dutch Harbor und Kodiak gibt es keine Möglichkeit einzukaufen, deshalb müssen wir für drei Wochen und 8 Leute planen. Unterwegs geht uns hoffentlich mal ein Heilbutt an die Angel, sonst müssen wir Lachs- und Heilbutt-Fischer anhauen.

Und nun zum Törnverlauf

Erich und ich hatten uns auf diesen Törn intensiv vorbereitet und es war gut, dass die beiden Japantörns voran gingen, durch sie waren wir bereits gut im Training. Und als die neue Crew in Kushiro eintraf, waren die Verproviantierung für 5 Wochen und die restlichen Arbeiten am Schiff abgeschlossen. Dadurch konnten wir noch zwei Tage mit den „Neuen“ in den Nationalpark fahren, damit sie wenigstens ein bisschen von Japan mitbekamen. Außerdem war es Ulrike aus Berlin, die ihren Flieger verpasst hatte und mit zweitägiger Verspätung an Bord eintraf, dadurch möglich, noch zuzusteigen.

Das Wetter spielt verrückt

Was das Wetter angeht, so spielte es „verrückt“ – wie so oft in den letzten vier Jahren. Statt der erwarteten Westwinde mit gelegentlichen Stürmen, hatte sich über der Beringsee ein festsitzendes Hoch entwickelt, das die Tiefs weit nach Süden abdrängte und uns zwei Wochen nordöstlichen Wind zwischen 4 und 7 Bft bescherte. Das bedeutete, Tag für Tag und Nacht für Nacht gegenanbolzen.

Kaum hatten wir Hokkaido achteraus, nahm uns der kalte Kurilenstrom (um 5°C) in seine Arme – entsprechend kalt war auch die Luft. Und weil er mit Stärken zwischen 0,5 und 1,5 Knoten aus dem Ochotskischen Meer an den Kurilen vorbei nach Süden fließt, kamen wir trotz mitlaufender Maschine nur langsam voran. Ja, wir traten quasi auf der Stelle und nach einer Woche waren wir alle ziemlich frustriert. Ein Ausbrechen nach Osten war nicht möglich, weil der Wind weiter östlich noch zunahm und Wind und Strom uns nach Südosten drückten, also weg von unserem Ziel Attu (der westlichsten Insel der Aleuten). Über unser Iridium-Handy beratschlagte Erich mehrfach mit Herrn Taxwedel von Meeno Schraders „Wetterwelt“ in Kiel, was zu tun sei, um unsere Lage zu verbessern. Er riet uns nach einer Woche zu einem Befreiungsschlag nach Norden. Und so gelangten wir nach härtester Kreuz bis zur 12 Meilen Grenze von Kamtschatkas Südspitze und begannen dann mit dem Schlag auf Steuerbordbug nach Osten. Der Vorhersage von „Wetterwelt“ entsprechend, ließ der Wind an Stärke langsam nach und drehte über Nord nach Nordwest. Nach 10 Tagen konnten wir unser Ziel anliegen und kamen schnell voran. Zwei Tage später rauschten wir raumschots und dann sogar vor dem Wind unter ausgebauter Genua mit 8-9 Knoten auf Attu zu, und am 14. Tag liefen wir dort in die Massacre Bay ein. Zurückgelegt hatten wir 1.543 Seemeilen.

Seit unserem Start hatten wir mit wenigen Unterbrechungen Nebel und auch Attu sichteten wir erst auf eine Entfernung von 500 Metern. Zu Beginn der Reise hatten wir den Blitz im Masttop eingeschaltet, aber die Birne gab ihren Geist schon nach 10 Stunden auf. Danach mussten wir uns auf das AIS verlassen und hofften, dass in der Nebelsuppe keine Fischerboote ohne AIS herumgeisterten. (Die deutsche Yacht SuAn mit Gabi und Lutz war erst vor wenigen Wochen mit einem japanischen Fischerboot zusammengestossen und liegt nun entmastet in der Bayside-Marina von Yokohama).

An der harten Kreuz war die Arbeit in der Kombüse für mich nicht nur eine Qual, sondern oft unmöglich. Wir drehten deshalb zu den Mahlzeiten bei. Alle genossen diese Ruhepausen, bevor der Ritt anschliessend weiterging.

Zu leiden hatten vor allem wir beide, da die Bolzerei in unseren Kojen im Vorschiff kaum auszuhalten war. Beide zogen wir uns einen lädierten Rücken zu. In der härtesten Phase unseres Ritts Richtung Kamtschatka zog Erich nachts ins Deckshaus und versuchte dort auf dem Backbordsofa zu schlafen, während ich in seine Unterkoje zog, in der es nicht ganz so holperig war wie in der Oberkoje.

Dass wir trotz der widrigen Umstände alle Attu in guter Verfassung erreichten, lag wohl daran, dass

  1. das Wachsystem funktionierte. Nach 4-stündiger Wache gab es 8 Stunden Freiwache – genug, um sich zu regenerieren.
  2. der automatische Steuermann unermüdlich seinen Dienst tat und die Wachgänger ganz entscheidend entlastete. Statt bei eiskaltem Gegenwind am Ruder zu stehen, konnte der Rudergänger im Cockpit im Schutz des Deckshauses sitzen und Segelstellung, Windex, Windanzeige, Geschwindigkeit und Kompass kontrollieren und nicht zuletzt Ausguck halten. Der zweite Wachgänger war innen im Deckshaus und behielt das AIS im Auge. Jede halbe Stunde wechselten die beiden einander ab.
  3. die Eberspächer Warmluft-Heizungen von Zeit zu Zeit dafür sorgten, dass die Temperaturen im Schiff erträglich blieben und Kleidung und Decken nicht klamm wurden.
  4. die Kreuzeigenschaften der Freydis mit herunter gelassenem Schwert gut waren – deutlich besser, als bei der alten Freydis; und dass unsere Neue an der Kreuz auch wesentlich trockener segelte als die Alte.

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