Vorträge in Leer und Linz

Hallo Freunde,

den ersten Lichtbilder-Vortrag in diesem Herbst halten wir in diesem Jahr – wo sonst ? – in

Leer/Ostfriesland

und zwar

am 17. November um 19.30 Uhr in der Sporthalle Fortuna Logabirum in der Feldstraße

Veranstalter sind unsere Freunde vom Sportverein Fortuna Logabirum.

Seit unserem Aufbruch mit der neuen Freydis vor zwei Jahren in Leer sind wir über 20.000 Seemeilen nach Japan gesegelt. Zu berichten gibt es eine Menge. Wie hat sich das Schiff bewährt? Stärken und Schwächen der Crews? Was hat sich draußen in der Welt geändert?

Das neue Thema von Heide + Erich:


K.O. – und nochmal gepackt
Mit der neuen FREYDIS von Leer nach Japan

Eintritt 10 €. Der Erlös aus dem Eintritt kommt ungeschmälert der Vereinskasse von Fortuna Logabirum zugute.

Vorverkauf bei Edzard Wirtjes, telefonisch unter
0491/97 91 93 0 oder 0170/32 21 37 2
oder bei Werner Müller unter 04952/2981.

Linz

Im Yachtclub Austria in Linz sind wir seit 30 Jahren Stammgäste. Wir freuen uns, dass wir auch in diesem Jahr vor seinen Mitgliedern über unsere neue Reise berichten können.

Wir sind also am

Dienstag, 25. November 2014, 19.30 Uhr im Volkshaus Dornach, Niedermayrweg 7, A-4040 Linz

Gastgeber ist der YACHT CLUB AUSTRIA Crew Oberösterreich, Crewcommander Thomas Hickersberger.

Das Thema:


Von Tahiti nach Nagasaki
zwischen Südseezauber und Taifunalpträumen

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Euch.

Herzliche Grüsse
Heide & Erich

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Ende der Saison 2014 ist Start der Saison 2015

Hallo Freunde,

Traurig: Ferien und Segelsaison 2014 gehen zu Ende. Aber der Optimist sagt ja: Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub. So freuen wir uns also schon heute auf das, was 2015 an Neuem auf uns zukommt.

Für uns endete die Segelsaison schon im Juni, denn wir waren Anfang Januar in Australien gestartet, um zur besten Zeit die Freydis nach Japan zu segeln. Dort überwintert sie jetzt in der Sunset Marina Nagasaki nach einer zeitweise sehr schwierigen und anstrengenden Reise.

Die neue Segelsaison 2015…

…beginnt für uns bereits in zwei Wochen, denn wir fliegen Anfang Oktober nach Japan, um die Freydis auf die Reise im nächsten Jahr vorzubereiten. Es stehen die üblichen Wartungsarbeiten an und wir müssen das reparieren, was unterwegs nach Japan kaputt gegangen ist. Das sind vor allem unsere alternativen Stromerzeuger, die Wind- und Wassergeneratoren, und die zweite elektronische Selbststeueranlage, die noch nie seit unserem Aufbruch mit dem neuen Schiff in Leer einwandfrei gearbeitet hat. Mit dabei ist für ein paar Tage unser Elektroniker Hermann Christians, der seinerzeit die Systeme in der Freydis installiert hat. Unser Freund Thilo kommt ebenfalls dazu. Gemeinsam werden wir nach getaner Arbeit einen Abstecher zur Insel Tsushima in der Strasse von Korea machen. Die Freydis muss bewegt werden und wir freuen uns auf die vielversprechende Insel in Sichtweite der südkoreanischen Küste. Den Tipp, diese Insel zu besuchen, bekamen wir vor Jahren von unseren Freunden Migdaly und Andreas Muszka von der „Cosa Nostra“.

Den Törnplan für 2015 haben wir verabschiedet und schon mal vorweg im kleinen Kreis bekannt gemacht. Ihr findet ihn mit allen Details gleich vorne auf unserem Blog.

Es wundert uns nicht, dass die Crew für den Törn an der Alaska-Halbinsel schon voll ist. Heide hat ja auch die Vorzüge dieser einzigartigen Küste in ihrem letzten Buch „ALASKA-JAPAN – die letzte Reise der Freydis II“ eindrucksvoll geschildert. Leider konnten wir nicht allen, die sich spontan gemeldet hatten, einen Platz anbieten. Mit von der Partie sind unsere Freunde Andrea+Horst, bereits im 4. Jahr in Folge auf der neuen Freydis, Lore, die ein Dutzend Törns seit 1997 auf der Freydis bald voll haben dürfte, Ulrich, ebenfalls zum 4. oder 5. Mal dabei, sowie Hilke+Wolfgang, die ihren Einstand 2012 gaben.

Auch die neue Freydis ist aus Metall und hat einen Schwenkkiel, ein unschätzbarer Vorteil in diesen Küstengewässern mit starkem Tidenhub. So können wir uns wieder im Inneren der Fjorde problemlos trocken fallen lassen und neben uns die Grizzlys beim Muschelbaggern beobachten oder uns in nicht vermessene Gletscherfjorde hineintasten.

Geheimtipp Japan

Ebenfalls nicht verwunderlich ist die bisher eher zögerliche Beteiligung an den Törns I + II an der japanischen Küste. Da wäre uns noch Verstärkung aus Euren Reihen sehr genehm. Und dann ist da noch Törn III von Japan zu den Aleuten, eine echte Herausforderung. Auch da bräuchten wir noch zwei oder drei Unerschrockene. Seemannschaft ist Trumpf und man kann eine Menge lernen.

Allgemein gilt: Japan zählt nicht zu den favorisierten Segelzielen, ist nicht „in“. Es ist ein anspruchsvolles Revier und hat dazu einen schlechten Ruf. Siehe Seebeben, siehe Tsunamis, siehe Taifune und siehe Fukushima. Die größte Hürde ist es, mit einem Segelboot überhaupt hin zukommen. In den letzten drei Jahren (nach Fukushima) hat sich keine ausländische Yacht getraut, nach Japan zu segeln, in diesem Jahr waren es maximal zehn Crews, die die beschwerliche und riskante Reise unternommen haben.

Uwe Janßen von der Chefredaktion „YACHT“ schrieb uns vor kurzem: „Japan ist ja nach wie vor sehr exotisch und seine Relevanz liegt in unserer Leserschaft vermutlich ganz nahe bei null.“

Das spricht für einen echten Geheimtipp.

Jetzt sind wir da und in 2015 segeln wir zur besten Zeit im Südost-Monsun. Mit dem Revier sind wir bestens vertraut und laufen im Japanischen Meer und an der Südküste von Hokkaido interessante Ziele an. Die Menschen und ihre Kultur sind für sich schon eine Reise wert. Wer sich Sorgen macht wegen Verstrahlung: Wir haben in Japan ständig einen Geigerzähler dabei. Bisher maß der in Tokio Werte, die niedriger sind als in Heidelberg.  Und die Flugkosten sind erschwinglich: Frankfurt – Tokio (oder Fukuoka) H+Z unter  € 800,- , Business Class mit China Eastern Airlines unter € 1800,-.

Auf geht´s !

Herzlich
Heide + Erich

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Der neue Törnplan für 2015: Japan – Aleuten – Alaska

Freitag, 01.08.2014 :: Heidelberg

Der Törnplan für 2015 steht und kann hier eingesehen und heruntergeladen werden.

Mit der Freydis III von Japan nach Alaska

Nach einer Verzögerung von vier Jahren setzen wir die Reise von Japan nach Alaska fort – nun mit der neuen Freydis. Zwei Änderungen werden Euch beim Vergleich von altem und neuem Törnplan auffallen: Wir segeln diesmal übers das Japanische Meer an der vor möglichen Tsunamis geschützten Westküste von Japan und besuchen zahlreiche entlegene Inseln, auf denen die Bewohner noch ihren traditionellen Lebensstil pflegen und wir kaum ausländische Touristen antreffen dürften. Dann geht es an der Südküste von Hokkaido entlang nach Kushiro, dem Ausgangshafen für Alaska. Es ist dies unsere fünfte ausgedehnte Reise durch Japan und seine Gewässer. Den Abstecher nach Sibirien zur Halbinsel Kamtschatka haben wir gestrichen: Zu unsicher sind dort die politischen Verhältnisse. Moskau ist weit, nämlich 7.000 km Luftlinie, in dem „gesetzesfreien“ Raum operiert die Russen-Mafia. Das stört weniger den „Normaltouristen“, aber wenn wir dort mit der Freydis aufkreuzen, sind wir mit dem Schiff erpressbar. Risiken dieser Art wollen wir möglichst aus dem Wege gehen. Dazu kommt, dass wir keine Ausnahme-Genehmigung zum Anlaufen der Kommandeur Inseln erhalten, die wir gerne besucht hätten. Schade! Ein zweites Mal (nach 2007 im Beringmeer) segeln wir nun an Russland vorbei.

Von Kushiro/Hokkaido geht es also auf direktem Weg nach Attu, der westlichsten der Aleuteninseln und von dort in kleinen Schritten nach Dutch Harbor/Unalaska, wo wir schon 2006 – damals von Hawaii und Midway kommend – angelandet sind.

Den Törnplan hier heruntergeladen.

Mehr Details auch auf der Seite des aktuellen Törnplans.

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2014: Das Jahre der Taifune für die Freydis

Der erste Taifun im Korallenmeer war uns wohlgesonnen und brachte uns sogar achterliche Winde. Der zweite vermasselte uns unseren Mikronesien-Törn.

Der dritte – Monstertaifun Neoguri („Marderhund“) – hatte es darauf abgesehen, die Freydis zu versenken.
Als wir von seiner Existenz erfuhren, war es schon zu spät, um etwas zu unternehmen oder auszureißen. Zwei Tage, nachdem wir von ihm erfuhren, war er schon in Okinawa. In der Ginowan Marina, in der wir im April gelegen hatten, richtete er großen Schaden an. Dann nahm er Kurs auf Nagasaki, wo wir die Freydis gut aufgehoben glaubten. Wegen der Tsunami-Gefahr im Osten Japans waren wir diesmal auf die Westküste ausgewichen.

„Ihr könnt Euch den besten Liegeplatz aussuchen“ sagte Masahiro-San, Präsident der Sunset-Marina in Nagasaki, „es sind noch genügend Plätze frei.“

Wir waren die einzige ausländische Yacht in dieser Marina, begutachteten sie mit unserer Crew und entschieden uns, die Freydis zwischen eine hohe Betonmauer und einen Schwimmsteg zu legen. In die Mauer waren solide Niro-Ringe eingelassen. Das Boot war dort nach drei Seiten hin gut geschützt. Nur die offene Flanke nach Südwesten machte uns noch Sorgen: Denn der Schwimmsteg war erheblich zu kurz. Er war wie alle in dieser Marina, auf maximal zwölf Meter ausgelegt und an seinem Ende nicht zusätzlich mit einem Pfahl gesichert. Deshalb wollten wir unsere Reservekette (30 Meter lang,13 mm stark) zum gegenüberliegenden Schwimmsteg ausbringen. Masahiro-San meinte, das sei zwar nicht nötig, er hätte aber nichts dagegen. Also zerrte die Crew mit vereinten Kräften die Kette durchs Hafenbecken und belegte sie. Damit die Kette niemanden beim Ein- und Auslaufen behindert, versenkten wir die Kette mit Festmacherleinen und probten mit den Marina-Angestellten den Ernstfall: Bei Sturm- oder Taifun-Gefahr die Kette über die Achterwinschen dichtzuholen.

Als der Monster-Taifun nun Kurs auf Nagasaki nahm, waren wir beide, trotz aller getroffenen Vorkehrungen, in allergrößter Sorge. Hunderttausende Japaner bereiteten sich in Kyushu auf die Evakuierung vor. Wir hatten schlaflose Nächte. Noch eine Freydis verlieren – nicht auszudenken! Wir telefonierten und mailten mit Masahiro-San. Er schrieb zurück:

„Dear Heide & Erich: It is 14:00 on July 9th in Japan time now.
Typhoon NEOGURI passed over Okinawa and is approaching Kyushu.
The wind is getting stronger in Nagasaki.

Typhoon NEOGURI’s closest approach to Nagasaki will be between tonight and tomorrow morning
We took precaution against NEOGRI on July 7th.

We tightened the chain and increased mooring ropes for FREYDIS.
We think we took the best measure.
Best wishes for your continued good health, happiness.“

Auch viele Mitsegler meldeten sich besorgt. Etwas Hoffnung bekamen wir auf die Meldung, aus unerklärlichen Gründen und entgegen allen Vorausberechnungen würde sich Neoguri abschwächen. Er wurde herab gestuft von der Kategorie V auf III, das sind immer noch 100 Knoten. Das Zentrum zog nahe an Nagasaki vorbei. Aber dann am Freitag die erlösende Nachricht von Masahiro-San:

„FREYDIS IS ALL OK! NO problem! And other ships in marina are all OK.“

Und unsere Mitsegler und Freunde Inge und Sigi aus Dresden: „Hallo Ihr Lieben, wir haben so fest die Daumen gedrückt, dass sich der Taifun abgeschwächt und verzogen hat.“

Es grüßen Euch herzlich,

Heide & Erich

P.S. zum erfolgreichen Daumendrücken von Inge + Sigi erreicht uns folgender Kommentar:

13. Juli  “ Betr.: DAUMENDRÜCKEN

Na, geht doch. So ein schamanisches Grundwissen ist doch wirklich sehr nützlich…. LG Lore und Peter. “

 

 

 

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Heides Buch in der Bibliothek von Iwaki

Sonntag, 22.06.2014, Heidelberg

Diese Bildzusammenstellung schickte uns Herr Oberbäumer aus Iwaki.

Wir wurden vom Leiter der Stadtbibliothek Iwaki zu einem Plausch eingeladen. Der Kontakt kam zustande, da unser Freund Imai-San  Heides Buch, das wir ihm aus Deutschland geschickt hatten, der Bibliothek zur Verfügung gestellt hatte (er selber spricht kein Deutsch). Im Bild unten rechts: Ganz links: May, unsere charmante Dolmetscherin, rechts der Leiter, Herr Michiko , neben ihm unser Freund Imai-San.

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Besuch in Fukushima

Montag, 09.06.2014, Heidelberg

Als wir Ende April in Okinawa einliefen, sprach uns ein japanischer Segler an: In der neuesten Ausgabe von ‚KAZI“ (der führenden japanischen Segelzeitschrift), sei ein Bericht über die alte Freydis mit Bildern von ihr aus Fukushima. Und wie es auch da wieder hieß: Sie würde dort zu einem Denkmal werden.

Iwaki und das Wrack – ein Denkmal?

Das war der Anlass für uns, vor dem Rückflug nach Deutschland noch einen Abstecher nach Iwaki zu machen, nach dem Wrack zu schauen und unsere Freunde zu besuchen: Jürgen Oberbäumer, der ‚Deutschen vom Dienst“ (er lebt mit seiner japanischen Frau Mariko seit 30 Jahren in Iwaki), John Becker, Schriftsteller und Maler und Imai-San, Segler und Freydis-Fan.

Vor drei Jahren waren wir das letzte Mal in Fukushima gewesen: Unser Versuch, die havarierte Freydis von den Klippen in tiefes Wasser zu schleppen, war damals gescheitert. Ein paar Sachen hatten wir abgeborgen, aber wir mussten dem Seeschiffsregister in Cuxhaven melden, wie es im Juristendeutsch so schön heißt: ‚Das Schiff ist ausbesserungsunfähig verloren“. Damit wurde es Eigentum der Bezirksregierung Fukushima. Sechs Monate später ließ sie das Schiff bergen, das in der Brandung auch nach zwei Taifunen nicht auseinander brechen wollte und dessen Mast noch stand. Dafür musste es zerschnitten und es musste sogar ein Hügel oberhalb der Klippen abgetragen werden. Damit es nicht auf dem Schiffsfriedhof landete, spendeten wir – mit Unterstützung unserer Freunde und Mitsegler – € 11.000 auf Anfrage von Tetsuo Komata von der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Iwaki.

Die eigentliche Bergung vor drei Jahren hatten wir nicht mehr miterlebt – der Bau der neuen Freydis (III) hatte uns viel zu sehr in Anspruch genommen.

Vor gut einem Jahr bekam die Freydis prominenten Besuch: Cai Guo Quiang, der berühmte chinesische Bildhauer, Maler und Aktionskünstler, prüfte, ob sie für ihn ein geeignetes Kunst-Objekt sei. Leider haben wir uns nicht mit ihm treffen können – wir waren mit der „Neuen“ Richtung Australien unterwegs.

John Becker (Künstlername Bekka Jion) und seine Frau Michiko erwarteten uns am Bahnhof. Das Schicksal der Freydis hatte ihn zu einer Novelle inspiriert, dem letzten Band seiner Trilogie. Auf dem Cover prangt unsere von der Brandung gebeutelte Freydis. John und Michiko führten uns den Hügel hinauf zur Schuh-ei Kohkoh Hochschule.

Nun, da lag das Wrack also – von Schneidbrennern zweigeteilt, samt Mast und Rigg – wie wir es von Bildern her kannten (Herr Oberbäumer und Herr Komata hatten sie uns nach dem Transport geschickt). Ein trauriger Anblick. Wehmütige Erinnerungen kamen in uns hoch, als wir durchs ausgeweidete Bootsinnere stapften: In der Bilge wuchs schon hier und da Gras und an einem Spant klebte noch eine Ein-Dollarnote, der Rest unserer damaligen, gut gefüllten Bordkasse – alles passé.

„Viel ist seitdem nicht geschehen“, so der neue Leiter der Hochschule, Herr Naohiro, den wir schon in Heidelberg kennen gelernt hatten. Die Präfektur von Fukushima sei immer noch mit der Beseitigung der Schäden beschäftigt, die Erdbeben, Tsunami und Verstrahlung angerichtet haben. Über Gedenkpark und Denkmal sei deshalb noch gar nicht endgültig entschieden worden.

Infrastruktur und Küstenschutz sind wichtiger

Verständlich: Am nächsten Tag zeigte uns Herr Imai – einer der Segler, die uns vor drei Jahren beim Abbergen von Winschen, Segeln und Tauwerk geholfen hatten – einen Teil des Küstenstreifens. Weil er weder englisch noch deutsch spricht, begleitete uns May, Tochter von Herrn Oberbäumer, den ganzen Tag und dolmetschte (sie ist in Japan aufgewachsen und hat Abitur in Deutschland gemacht).

Wir konnten kaum glauben, was wir dort alles sahen: Milliardenbeträge werden in Infrastruktur und Küstenschutz investiert, um in Zukunft für Tsunamis besser gerüstet zu sein. Ein 400 Kilometer langer Betonwall ist am Entstehen. Der große Hafen von Onahama wird wieder aufgebaut, im Bau ist auch eine riesige Brücke über den Hafen; viele Gebäude und Lagerschuppen sind bereits in Funktion.

Mit Imai-San fuhren wir auch zur ehemals angrenzenden ‚Iwaki Sun Marina“, aus der die Freydis am 11. März 2011 herausgespült worden war. Die schöne, gepflegte Marina war nicht mehr zu erkennen. Ihre Gebäude waren geschleift und auf den ehemaligen Stellflächen der Boote lagerten jetzt tausende von Tetrapoden aus Beton, die zur Verstärkung der Wellenbrecher dienen sollen.

Die ganze Küste ist durch das Erdbeben 70 cm abgesackt, entsprechend werden alle Wellenbrecher und Betondeiche erhöht, so Imai-San. Angeblich soll auch die Marina wieder aufgebaut werden. Aber alles ist vage, auch für die Menschen vor Ort. Japan ist eine Konsensgesellschaft – beschlossen wird in zahlreichen Ausschüssen und Gremien. Keiner weiss vorher, was am Ende wirklich geschehen wird.

Wir besichtigten das große Aquarium, eine der Hauptattraktionen von Iwaki und Onahama. 200.000 Meerestiere waren damals krepiert, als die Pumpen ausfielen. Nun war es restauriert und strahlte im alten Glanz.

Beeindruckende Aufbauleistung

Beeindruckend, geradezu ergreifend, was in den drei Jahren geschaffen wurde. Wäre da nur nicht die ständige Bedrohung durch das benachbarte havarierte AKW Daiichi, ehemals eines der leistungsstärksten Kernkraftwerke Japans: Nach Expertenmeinung besteht nur wenig Aussicht auf Erfolg, die absolute Katastrophe zu verhindern – und die Menschen wissen das. Sie trauen nicht den Aussagen des Betreibers Tepco und der Regierung, die immer wieder wichtige Informationen zurückhalten und die Probleme bagatellisieren und sie leben in ständiger Angst, dass sich die Katastrophe ausweiten könnte. Viele Familien, vor allem mit Kindern, sind deswegen fortgezogen.

Verdrängen oder aufarbeiten?

Aber sie verdrängen auch viel. Einer der nicht verdrängt, ist Jürgen Oberbäumer. Er ist dabei, ein Buch abzuschliessen, das den 11. März 2011 und seine Folgen beschreibt: Die Folgen für ihn und seine Familie, für die Nachbarn und Freunde, für die Menschen in der Region. Und er benennt Fehler und Versäumnisse der Betreiberfirma Tepco und der Japanischen Regierung, stellt beide schonungslos an den Pranger.

An der Stelle, an der wir vor drei Jahren mit vereinten Kräften durch die Brandung zur Freydis geschwommen waren, um noch zu retten, was möglich war, überreichte uns Herr Imai nun zwei Teller, die er später nach dem Ausschlachten der Freydis sicher gestellt hatte. Er freute sich sehr, als wir sie auf seinen Wunsch für Herrn Oberbäumer und ihn signierten zur Erinnerung an den heutigen Tag, der auch noch sein Geburtstag war.

Die Bedrohung bleibt

Nur zwei Tage waren wir in Fukushima und spürten intensiv die Bedrohung, die von Erdbeben, Tsunami und AKW ausging. Auf der Rückfahrt nach Tokio waren wir uns einig, dass wir uns und die neue Freydis dieser Küste im nächsten Jahr nicht noch einmal aussetzen würden. Die Reise nach Norden werden wir auf der anderen relativ sicheren Seite Japans, der Westseite von Honshu, über das Japanische Meer fortsetzen.

Picasa

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Ein Denkmal in Fukushima

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Okinawa, Ende April 2014, KAZI Maiausgabe, ein Bericht und Fotos über die alte Freydis.

Übersetzung: „Was geschah mit der von den Yacht-Freunden geretteten Freydis ?

Ein paar Tage nach der Katastrophe ist in unserer Redaktion ein Mail mit Bild angekommen: „Die in Kazi (Name der Zeitung) vor- gestellte Yacht wurde auf einem Fels angespült“

Diese deutsche Yacht, die mehrmals um die Welt und in Polargebiete gesegelte Freydis hat den Winter in der „Iwaki-Sunmarina“ über- wintert während das deutsche Eignerehepaar nach Deutschland zurückkehrte. Der Sender der Mail, selbst vom Tsunami vertrieben wollte die Besitzern auf diese Weise benachrichtigen.

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Das von uns benachrichtigte Eignerehepaar kam Ende März nach Japan, mit Hilfe von Seglern aus der Gegend und Mitgliedern des Yachtklubs wurde eine Rettungsaktion versucht. Obwohl das Schiff ein robustes Stahlschiff war, war die Rettung eine schwierige Herausforderung, weil es auf dem Fels mit Wasser vollgelaufen war.

Es wurde von allen ein Wagen voll mit Material und Werkzeug herbei- geschafft. Während auf den Strassen der Gegend noch angespülte Autos und Fischkutter herumlagen, halfen auch Menschen die ihr eigenes Boot und ihre Lebensgrundlage verloren haben.

Mehrere Monate später wurde die Freydis von einem Kran gehoben und wird jetzt als Zeichen für die Deutsch-Japanische Freundschaft in der der Shuei – Schule in Iwaki in diesem Zustand bewahrt.“

Heide & Erich

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Ende der Pechsträhne?

Montag, 02.06.2014, 18:13:07 :: Heidelberg

Der letzte Törn in dieser Saison. Von Okinawa nach Nagasaki

Ende der Pechsträhne?

Okinawa: Die restaurierte Burg
Dreimal müssen wir nach Naha, der Hauptstadt von Okinawa, 10 km von der Marina Ginowan entfernt, um die „permits“, die Genehmigungen, für den Besuch der nächsten Inseln einzuholen, die alle „closed ports“ sind. So viel Papierkram für nichts!

Viele Inseln liegen auf dem Wege von Okinawa nach Nagasaki und sie haben keine einzige Marina, nur kleine, gut befestigte Fischerhäfen und geschützte Ankerbuchten – genau das, was wir lieben! Wir würden sie gerne alle anlaufen, aber weil wir mit Crew segeln und nur drei Wochen Zeit haben, treffen wir eine Auswahl.

Okinawa: Das grösste Aquarium der Welt

Erichs Geburtstag

An Erichs Geburtstag trudelt die neue Crew ein. Wir sind zu siebt: Außer uns beiden kommt Lore, unsere erfahrenste Mitseglerin. Schon auf vielen Freydis-Törns war sie dabei. Mit ihrem Mann Peter segelt sie seit Jahren auf eigenem Kiel in Nordnorwegen. Andrea und Horst aus Freiburg sind nach 2012 und 2013 das dritte Mal auf der neuen Freydis, auch sie sehr erfahren. Erstmals an Bord ist der rüstige und souveräne Klaus aus Graz (mit eigener Segelyacht im Mittelmeer und beruflicher Japan-Erfahrung). Last not least Christof, der als Ersatzmann von Klaus Boehe kommt, dessen neue Yacht von der Werft einen Monat früher geliefert wird. Christof stammt aus Dortmund und ist großer Fan von Borussia – „Schwarz-Gelb sind alle meine Sachen“ ist sein Slogan – und es stimmt sogar. An Bord gibt es Kaffee und Kuchen. Dann muss das Geburtstagskind arbeiten: drei Stunden mit Patrick zusammen an den neuen Selbststeueranlagen.

Am Abend laden wir in ein Spezialitäten-Restaurant ein. Mit von der Partie sind auch wieder Patrick und Sohn Kaiken. Und während wir uns die Fladen aus allerlei Meeresfrüchten und Gemüse schmecken lassen, die vor uns auf einer im Tisch eingelassen Herdplatte gebruzzelt werden, erzählt Patrick aus dem Nähkästchen seiner 20-jährigen Japan-Erfahrung und sorgt damit zusätzlich für Stimmung und auch für Einstimmung der Neulinge auf das Land des Lächelns.

Das neue Grosssegel

Das neue Großsegel aus HongKong ist zum Glück auch rechtzeitig eingetroffen. Lore und Andrea übernehmen das Annähen der Mastrutscher ans Segel. Am Nachmittag besucht die Crew Naha. Erich und Patrick sind den ganzen Tag wieder mit den Selbststeuer-Anlagen beschäftigt: Bei der ersten bringen sie den neuen Hebel am Ruderschaft an, und für die zweite, die an der Steuerkette angreift, installieren sie einen neuen Motor.

Wir klarieren aus, zahlen die Liegegebühr in der Marina (55.000 Yen, also ca. 420 Euro für 20 Tage) und sind startbereit. Doch schlechtes Wetter verzögert das Auslaufen um einen Tag.

Amami-O-Shima

Zamami-Nationalpark
Eigentlich wollen wir direkt nach Amami-O-Shima, aber der Wind bläst seit Tagen stark von vorn. Also ändern wir den Kurs: Die Insel Zamami ist Nationalpark und nur 30 Seemeilen von Okinawa entfernt. Nach vier Segelstunden in sehr kabbeliger Stromsee – Wind gegen Strom (Kuroshio oder Japanstrom) – liegen wir dort im sicheren Hafen an der Pier.

Neues Grosssegel

Erich ist zufrieden: Das neue Groß steht prima und ist von viel besserer Qualität als das Vorige. Und nach all dem Einsatz an Kraft und Kosten tut´s wenigstens eine der Selbsteueranlagen (bei der zweiten spinnt die Elektronik, verweigert trotz eines neuen Motors noch immer ihren Dienst). Vorerst steuern wir per Hand, denn die Neuen sollen sich erst einmal mit dem Rudergehen vertraut machen.

In der ersten Nacht Sturmböen. Wir verstärken die Vor- und Achterleinen. Auch tagsüber immer wieder Regenböen bei unseren Inselmärschen und Strandgängen. In der zweiten Nacht auflandiger Wind. An der Betonpier wird es ungemütlich. Vergeblich warten wir auf Winddrehung. Um 10.00 Uhr entschließt sich Erich zu einem schnellen Manöver, bloß weg von der Pier!

Die 160 Meilen nach Norden zum Amami-Archipel müssen wir uns bei 6-7 von vorne mit drei Reffs im neuen Groß und kleiner Fock, hart erarbeiten. Drei Wachen, Wechsel alle drei Stunden. Fürchterliche Bolzerei. Allgemeines Aufatmen, als wir am nächsten Tag gegen Mittag den West-Eingang erreichen und schließlich in der tiefen und ruhigen Bucht von Kakeroma-jima (Pos: 28°O7, 26 N und 128°16,88 E ) ankern, die uns Patrick als „Hurricanhole“ empfohlen hat. Er kennt das Archipel wie seine Westentasche.

Christof, der die Tage zuvor unentwegt von Borussia und Schwarz-Gelb schwärmte (und uns damit schon gehörig auf den Geist ging) kommt ziemlich kleinlaut den Niedergang hoch: „Leute… zwölf Stunden in der Koje, nichts gemacht und schaut mich an wie blass ich bin! Borrusia Dortmund ist mir  s o w a s  von egal!“ Darauf Erich, frei nach Wilhelm Busch: „Zwei Tage war der Christof krank, jetzt lacht er wieder, Gott sei dank.“

Zugegeben, Christof ist nicht gerade ein Segel-Ass, aber er sorgt für gute Stimmung an Bord und ist sogar auf eigenen Wunsch eine Eins-A menschliche Spülmaschine. Nach Spaghetti Bolognese – Klaus erscheint in seinem neuen Jukata (leichtes Freizeitkimono) am Tisch –, ausgiebigem Abwasch und einer ruhigen Nacht, ist auch Christof wieder auf dem Damm und in glänzender (Schwarz-Gelb-)Laune. Seinen Spitznamen hat er schon weg: Rudi Borüssel.

Wilde Strände auf Amami
Der Wind hat nachgelassen. Wir verlegen die Freydis in den Hafen von Konya, einem größeren Ort auf Amami-O-Shima, Japans drittgrößter vorgelagerter Insel. Sie hat jede Menge toller Buchten, ist üppig bewachsen und ihre Landschaft erinnert uns an Feuerland, fehlen nur die Pinguine und Robben. Dafür legen an den Stränden Grüne-, Karett- und Loggerhead-Meeresschildkröten ganzjährig ihre Eier ab. Auch wurden in diesem Jahr von Dezember bis April ca 200 ! Buckelwale vor der Insel gesichtet. Naturschutz und Whale-watching werden groß geschrieben auf den Inseln, weiter draußen aber sollen schon die Walfänger lauern, wie wir von Patrick hörten. Später, in Iwaki, wird uns in einem der gängigen Sushi Restaurants ganz selbstverständlich auch Walfleisch angeboten.

Apropos Inselfauna: Vor einigen Jahren entdeckten Schüler ein Tier im Mangrovenwald, das sie nicht kannten. Sie jagten es und fingen es schließlich ein. Es war ein eineinhalb Meter langes Salzwasser-Krokodil, das wohl mit der warmen Strömung des Kuroshio die Insel erreichte. Dabei gibt es genug endemisches Getier: Käfer, Vögel, Frösche, Mäuse etc. Leider auch giftige Vipern, die Habus. Laut Patrick hatte die Regierung bis vor einigen Jahren noch umgerechnet 40 $ für eine erlegte Habu gezahlt. Patrick konnte auf diese Weise ein hübsches Sümmchen einfangen. Auch wenn sie recht scheu sei, sollten wir tunlichst aufpassen, wohin wir treten.

Amami

Erstaunlich auch die Flora von Amami: Die vielen wilden Lilien am Wegesrand! Und erst die Baumfarne – so große sah ich nicht einmal in Neuseeland! Das Denkmal für einen Hund, das wir an der Küstenstraße entdecken – er soll es geschafft haben, schwimmend die nächste Insel zu erreichen – hat nichts zu tun mit Naturschutz, erzählt aber von der Tierliebe der Bewohner. Offensichtlich haben sie auch Sinn für Romantik. Das schließen wir aus der Wahl der Musikstücke, die aus den überall angebrachten Lautsprechern dröhnen und den Feierabend ankündigen: Das eine mal ist es Franz Schuberts „Heideröslein“, das andere mal Beethovens „Ode an die Freude“.

Keinen Sinn für Romantik hat dagegen das Wetter: Wieder gegen an mit drei Reffs im Groß – und das gleich 170 Seemeilen weit! Wen wundert´s da noch, dass wir die einzige Gast-Yacht sind in dem kleinen Fischereihafen Anbo von Yakushima! Auf den ersten Blick gibt es auch gar keinen Platz für uns – alles belegt mit Fischerbooten. Doch dann taucht Takenobu auf, ein junger Fischer, der sogar gut Englisch spricht, und verhilft uns doch noch zu einem guten Liegeplatz an der Pier. Christof schenkt ihm eine Gedenkmünze – na, von wem schon – von Borussia, aber mit Kölner Dom darauf.

Yakushima: Weltnaturerbe

Die Plackerei hat sich gelohnt: Yakushima ist eine grandiose Insel – ja vielleicht die schönste, die wir je besucht haben. Sie gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und ist bei japanischen Touristen sehr beliebt.
Wir fahren durch eine atemberaubende Landschaft mit 2000 Meter hohen Bergen und zerklüfteten Gipfeln, besuchen kleine, gepflegte Ortschaften, überqueren auf langen Hängebrücken tiefe saftig-grüne Schluchten, wandern durch dichte Urwälder mit bis zu 3000 Jahre alten (Yakusugi) Zedern und haben beim Stop an einer Ausflugshütte unsere Freude an touristen-freundlichen Rehen.

An den Nachmittagen entspannen wir in heißen Felsen-Thermalbädern (Onsen) mit Blick aufs Meer, speisen abends echt japanisch in kleinen Restaurants und schlafen in den Nächten tief und gut. Richtige Ferientage!

Io Shima

Zur Insel Io Shima haben wir endlich einen ruhigen Törn ohne unangenehme Wetter-Überraschungen. Die Überraschung ist die Insel selbst: War Yakushima schon eine tolle Insel, so setzt Io Shima noch einen obendrauf an Dramatik und Einmaligkeit. Schon von weitem winkt der 700 Meter hohe Vulkan mit Rauchfahnen aus vielen Öffnungen und Ritzen, und beim Ansteuern sind wir urplötzlich von rostrotem, schlammigem Wasser umgeben, in dem („schau dir das mal an!“) große Algenteppiche gleicher Färbung wie Netzwerk treiben.

Sie hängen sich an die Freydis, die zu unserem Entsetzen bald lange Schleppen hinter sich her zieht. Vor allem umwickeln sie ihren Propeller, sodass das Manövrieren immer schwerer wird. (Ursache der Wasserfärbung und vielleicht auch des Algenwuchses ist die extrem eisenhaltige Erde der Vulkanhänge, die bei Regen mit dem Wasser ins Meer gespült wird und Teile der Insel mit einem roten Saum umgibt.) Erst nach einigen Anläufen schaffen wir´s an die Pier des kleinen Hafens, der auch hier zu einer Festung gegen Taifune und Tsunamis ausgebaut ist.

Io Shima: Was für ein Kontrast zu den anderen Inseln! Im Gegensatz zu Yakushima ist hier nichts los. Die Insel erscheint wie verwunschen, wie im Dornröschenschlaf. Stille, wir sehen wenige betagte Bewohner, entdecken einen winzigen Laden (er führt aber kein Brot; die Menschen hier essen so etwas nicht), viele Schreine und ein kleines Minschuko mit wenigen Zimmern in der Nähe des Hafens. Nur die eigenen Gäste können hier verköstigt werden. Viel wichtiger für uns: es gibt WiFi. Am nächsten Morgen sitzen wir alle im Treppenhaus und beantworten unsere Emails.

Die Internet-Anbindung in Japan ist überall hervorragend. Kein Hotel, kein Minschuko ohne kostenfreies Internet. In anderen Ländern ist solcher Komfort meist die Ausnahme.

Als erstes steuern wir jedoch nach der Ankunft die Onsen an, die wir schon von Bord aus am Fuß des Vulkans erkennen konnten. Dort empfängt uns eine erstaunliche Szenerie: Tiefgrün wie Smaragde leuchten die Wasserbecken in einer erstarrten Lavawelt in Schwefelgelb, Weiß und Ziegelrot. Davor meilenweit rostrotes und giftgrünes Meer mit einzelne hohe Lavafelsen darin wie Zahnruinen in einem riesigen Maul.

Im Gegensatz zu einigen Bewohnern, die es auch in heißere Becken schaffen, bleiben wir im „kühlsten“ – alles andere wäre der sichere Herztod. Die grüne Farbe stammt übrigens vom Algenbewuchs des Vulkangesteins. Der starke Säuregehalt des Wassers offenbart sich mir leider erst, als ich es mir versehentlich in die Augen reibe. Blind wird aber nur mein Perlmuttschmuck, den ich nicht abgenommen habe.

Und plötzlich Heidelberg!

Wegen der begrenzten Unterkunft finden sich trotz Japans „Goldener Woche“ nur eine Handvoll japanischer Touristen aus Tokyo ein. Als die Fähre mit ihnen einläuft, wird getrommelt, was das Zeug hält. Kopf der kleinen Trommlergruppe ist Aya Yokoyama, eine junge Japanerin (aha, es gibt auch ein paar junge Leute hier), die mit ihrem Mann eine Rinderfarm betreibt (schöne, wohlgenährte schwarze Rinder; wir sehen sie später oben am Kraterhang) und die in ihrer Freizeit trommelt. Sie sei gerade von einem Trommelkurs aus der Sahara zurück, radebrecht sie auf Englisch. Wir staunen wieder mal: Da sind wir nun in einem der einsamsten Winkel Japans mit Menschen, die noch nach ihrer alten Kultur zu leben scheinen und dann das: Eine ganz moderne, weitgereiste Gruppe von Musikern! Und als wir hören, dass sie vor einem Jahr in Heidelberg gastiert und das Schloss besichtig hat, sind wir sprachlos. Aya freut sich, zeigt uns stolz die Trommeln, die ihre Gruppe aus Afrika mitgebracht hat; und da es hier keine Leihwagen gibt, organisiert sie ruck zuck einen Kleinbus und zeigt uns die Insel.

Io Shima ist nicht nur eine stille, sondern auch eine karge Insel, überzogen nur von einem drei bis sechs Meter hohen Bambus-„Wald“, in den ab und zu ein Fußpfad führt, oft weit hinein, nie hindurch. Man kommt sich darin vor wie ein Zwerg im Getreidefeld oder wie in einem Labyrinth – lost in bamboo!

Erich schießt Fotos. Andrea und ich müssen stillstehen bis die Belichtung passt. In meinen Bermuda-Shorts bin ich auch Zielscheibe ausgehungerter Moskitos. Hautärztin Andrea ist in voller Montur: „Hier soll´s doch die Japanische Encephalitis geben, die von Mücken übertragen wird. Bist Du geimpft?“ Sch… nein!

Später googeln wir uns schlau: Virus-Reservoir sind vor allem „Reisanbau und Schweinezucht“. Beides gibt´s nicht auf der Insel. Beruhigend.

Bambussprossen…

Wieder an Bord, überreichen uns Bewohner eine große Tüte voller Bambussprossen. Sie werden noch am selben Abend gekocht und gegessen, und sie schmecken vorzüglich. Auf dieser Insel kann man sich schlank essen, ein ganzer Wald steht zur Verfügung. In jedem Hafen kommt jemand und schenkt uns Fisch oder Gemüse. Andrea und ich sind übrigens die Meisterköche an Bord: Sogar das Monsterstück eines Riesenkraken, das uns ein Fischer schenkte, wurde mutig von uns gemeistert und zum kulinarischen Hit auf der Reise.

…und Algen

Schönstes Wetter. Vor dem Auslaufen muss Erich allerdings erst einmal tauchen und die Freydis von ihren Algenbärten befreien. Und dann ist es so, wie Segeln auch sein kann: einfach herrlich! Gleichmäßiger, achterlicher Wind schiebt die Freydis mit Groß und ausgebaumter Genua nach Norden bis ins Ziel: Nagasaki.

Nagasaki

In Nagasaki haben wir in der „Sunset Marina“ fest gemacht. Unsere Mitsegler helfen alle noch zwei Tage, die Freydis aufzuklaren und zu vertäuen. Die Taifunsaison naht. Vorsorglich bringen wir auch 50 Meter Reservekette zur gegenüberliegenden Pier aus und außerdem legt der Skipper das Schiff zusätzlich in Ketten, in die er ausgediente Autoreifen als Ruckdämpfer einbaut.

Rudi Borrüssel wäscht bis zum Schluss unverdrossen ab. Er bekommt dabei aber auch oft Unterstützung beim Abtrocknen und Einräumen. Bevor er die Heimreise antritt, kauft er noch einen Kimono für sich. In den Farben – wie könnte es anders sein – Schwarz-Gelb.

Der Törn ist zu Ende

Am 21. Tag heisst es im Logbuch: Heute Morgen ist die Crew von Bord gegangen. Nicht nur für uns war dieser letzte Törn ein wunderschönes Finale einer äußerst schwierigen Segelsaison. Alle waren begeistert. Lore ins Logbuch: „Friedliches Segeln unterm Sternenhimmel als Abschluss eines rundum gelungenen Törns in die japanische Inselwelt mit einer Fülle von Eindrücken!“ Und Klaus im Email aus Tokyo, wo er noch ein paar Tage bei Freunden verbringt: „… Ich habe die Zeit mit Euch sehr genossen und bedanke mich für Eure professionelle und herzliche  Führung des Törns.“

Im Oktober werden wir wieder auf der Freydis sein, um Wartungs- und Überholungsarbeiten durchzuführen. Und vielleicht, wenn das Wetter es zulässt, segeln wir einen Abstecher zur Insel Tsushima, von der es nur noch ein Katzensprung nach Korea ist.

Bevor wir nach Deutschland zurückfliegen, wollen wir noch die Reste unserer alten Freydis in Fukushima besuchen. Darüber berichte ich im nächsten Blog.

Heide

Picasa-Alben

Okinawa

Zamami Shima

Omami O Shima

Yakushima

Io Shima

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Berichte über die Freydis in der YACHT

Freitag, 18.04.2014

Wir möchten darauf hinweisen, dass auch in der YACHT ein weiterer Bericht mit Bildern online steht.

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FREYDIS IN OKINAWA

Okinawa, den 19. April 2014

Wo ist nur die Sonne geblieben?

Sie brannte doch immer erbarmungslos vom Himmel; wir haben sie gehasst und uns die Seele aus dem Leib geschwitzt. Und nun, 70 Meilen vor Okinawa, die ganze Nacht Regen, kalte Luft aus dem Norden. Abschied von Badeanzug und T-Shirt, stattdessen fließ-gefüttertes Ölzeug.

Und das Baro schon wieder am Fallen. Erich spricht über Satellit mit Jochen in Deutschland: Ein Tief ziehe südlich von uns durch, bringe uns nördliche Winde, keinen Sturm. KEINEN STURM!

Ich freue mich auf Okinawa, auf eine Marina mit ihren Annehmlichkeiten. Ich freue mich auf Japan. Jemand hat uns eine Mail geschickt und gefragt warum wieder Japan. An der Tsunami-Gefahr habe sich doch nichts geändert. Nein, nichts. Aber es zieht uns mit Macht dorthin, wo unsere alte Freydis liegt. Wir wollen wissen, was aus ihr geworden ist.

Endlich in Okinawa!

Endlich in der Marina von Ginowan (nahe der Hauptstadt Naha). Die erste Marina seit wir vor drei Monaten in Bundaberg/Australien gestartet sind. Das Sumlog zeigt 21.807 Seemeilen – also haben wir seit Deutschland eine Strecke zurückgelegt, die dem Erdumfang entspricht.

Unsere beiden Freunde bleiben noch ein paar Tage an Bord. Klaus fliegt über Hongkong und setzt sich bei Lee Sails für unser Großsegel ein. Wolfgang, unser 80-jähriger, hält es sogar noch 10 Tage bei uns aus. Er platzt vor Unternehmungslust, die anstrengende Reise hat ihm nichts anhaben können, er ist so fit wie stets, badet am kleinen Strand, fährt im Bus dahin und dorthin, besucht Museen und Sehenswürdigkeiten, und abends streift er durchs nächtliche Okinawa oder man findet ihn in der Eisdiele des Supermarktes.

Okinawa: Auf den ersten Blick nicht das Ziel unserer Träume. Auf der Fahrt zum Büro der Immigration viele Kilometer nichts als Asphalt und Beton: Stadt reiht sich an Stadt – allein Naha hat über 320.000 Einwohner – , ein Sammelsurium moderner Gebäude unterschiedlicher Baustile – sofern man überhaupt von Stil reden kann. Kein Hauch von Japan… Alles neu, amerikanisiert, an jeder Ecke ein McDonalds, Starbucks, Kentucky Fried Chicen… nirgends etwas Altes, Historisches – alles weggefegt vom Zweiten Weltkrieg.

Seine Bewohner sind nicht nur Japaner, sondern vor allem auch Ryukyu mit ihrer eigenen Kultur, daneben Chinesen und Amerikaner – amerikanische Veteranen wie unser Bootsnachbar aus Puerto Rico, der jetzt als Tauchlehrer arbeitet – insgesamt eine Multikulti-Gesellschaft. Dazu viele Touristen aus Korea, Taiwan, Hongkong.

Auf den Straßen fast nur kleine Kastenwägen, funktionsgerecht, platzsparend, mit kleinen Rädern, gebaut zwar von den großen japanischen Automarken, aber in Deutschland unbekannt, nicht dagegen „Rushhour“ und „Stop and Go“.

Erst auf den zweiten Blick entdecken wir interessante und gemütliche Ecken, den kleinen, sehr sauberen Badestrand kaum hundert Meter von uns entfernt, enge Gassen, ein altes Töpferviertel, Museen, Shops, Märkte, Kneipen, Speisen, eine Festung der früher hier herrschenden Dynastie. Und natürlich die Menschen.

Minderwertiges Material, Schweizer Wertarbeit…

Patrick begrüßt uns auf japanisch. Eigentlich ist er Schweizer, lebt aber seit 20 Jahren in Japan und war zweimal mit Japanerinnen verheiratet. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich mit Yacht-Überführungen und -Reparaturen. Er gibt uns nicht nur viele wertvolle Tipps für die Weiterreise, sondern verschafft uns auch Einblick in Land und Leute. Eine gute Tat im Maschinenraum der Freydis: Hier leckt es irgendwo. Patrick nimmt das ganze Seewasserfilterystem samt Rohren und Ventilen auseinander und entdeckt fehlende Dichtungen und einen korrodierten Filtertopf aus minderwertigem Edelstahl der Marke Vetus. Nach ein paar Stunden ist alles wie neu.

Erich ist begeistert.

…Japanische Besucher

Auch vier Japanische Segler besuchen uns an Bord. Sie haben im Segelmagazin „Kazi“ von uns gelesen.Von ihnen erfahren wir endlich auch Neuigkeiten von Hiki, der uns so selbstlos in Iwaki/Onahama bei der Bergung einiger Teile der Freydis half (obwohl Japan 50% mehr Bewohner hat als Deutschland, staunen wir immer wieder, wie gut man sich hier untereinander kennt). Wir hatten einige Zeit nichts mehr von Hiki gehört und waren in Sorge. Nun erfahren wir, dass sein Boot auf einem Törn nach San Diego von einem Wal gerammt wurde und sank. Die Crew wurde von der japanischen Luftwaffe mit einem Wasserflugzeug gerettet.

Auf der Schnellstraße im Osten der Insel entlang nach Norden immer wieder Schilder mit den Höhenangaben früherer Tsunamis – 10 Meter, 20 Meter – die ein beklemmendes Gefühl in uns auslösen. Was bleibt nach einer solchen Monsterwellen von der Insel noch übrig? Strände oder Ufer sind kaum zu sehen, nur Mauern und Wellenbrecher. Nicht umsonst liegen die meisten Hotels und Resorts auf der Westseite – zum Glück auch die Marina. Armes katastrophen-gebeuteltes Japan. Wie verstrahlt der Fisch ist, den wir hier bekommen, weiß keiner.

Fukushima?

Kein Thema hier, eher „schöne heile Welt“. Am Abend ein großartiges, sage und schreibe, einstündiges Feuerwerk (soll 1 Million $ gekostet haben), das an dem kleinen Badestrand (die Freydis hatte einen Logenplatz!) gezündet, von Verdi, Luis Armstrong, den Beatles und Geisha-Gesang untermalt und vom Fernsehen übertragen wurde.

Und auf der Halbinsel an der Westseite geistern im weltgrößten Aquarium mehrere Walhaie, Riesenmantas und weiteres Meeresgetier hinter dicken Glaswänden. Im gepflegten Park davor drehen Delphine und Wale – vollendet dressiert – ihre Pirouetten u.a. im Rhythmus eines – ebenso vollendet – auf Japanisch gesungen und gejodelten, aber unverkennbar deutschen Alpenliedes.

Strassenkarten, Prospekte?

„Gomen nasei“ („tut mir leid“) sagt die Dame in der Touristeninformation: Sie kann uns keinen Prospekt von der Insel und auch keine Straßenkarte in englischer Sprache geben, alles nur auf Japanisch, auch nicht zu kaufen. Von wegen Amerikanisierung! Ist das Fremdenfeindlichkeit? Japan, vor allem Okinawa, will die Amerikaner los werden. Wer mag schon Besatzer, noch dazu so viele Jahre und auf so kostbarem Land? Geplant ist die Verlegung eines Truppenteils von 6.000 Mann nach Guam. Doch ausgerechnet jetzt rasselt China mit dem Säbel wegen ein paar Inseln. Da ruft man die Amerikaner wieder als Beschützer. Ab und zu donnern Jets über uns hinweg, sonst hören und sehen wir aber wenig von den GIs. Sie leben in ihren eigenen durch Zäune und Mauern gesicherten Vierteln, nicht anders als in Deutschland auch.

Drei Wochen Okinawa

Nun sind wir schon fast drei Wochen hier. Die Insel war kein Highlight, aber die Pause hat uns gut getan. In zwei Tagen rückt die neue Crew an. Wir haben inzwischen die Permits für eine Reihe vielversprechender Inseln (allesamt „Closed Ports“) auf dem Weg nach Nagasaki und Hiroshima bekommen. Wir sind startbereit!

Frohe Ostern wünschen wir Euch.

Herzlich
Heide und Erich

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