DER 80-JÄHRIGE, DER AUF DIE FREYDIS STIEG

Okinawa, den 16. April 2014

Guam

Der neue JEFA-Motor der Selbststeueranlage war inzwischen eingetroffen. Hin zum Zoll und auslösen. Nach drei Stunden hatten wir ihn sogar schon eingebaut und angeschlossen und der Probelauf war zufriedenstellend. Wir konnten uns auf eine bequeme Weiterreise nach Okinawa freuen. Die harte Überfahrt von Chuuk nach Guam steckte uns immer noch in den Knochen.

Unsere beiden Mitsegler waren eingetroffen. Eigentlich wollten wir zu fünft nach Japan, aber, wie bereits berichtet, war Andreas bereits in Chuuk nach den Erlebnissen mit dem Taifun desertiert.

Nun also zu viert. Außer uns beiden noch der fitte und hochsee-erfahrene 72-jährige Klaus, von Beruf Kapitän und Reeder – letztes Jahr hatte er seine „Thetis“ in den Philippinen verloren, als die Maschine kurz nach dem Start in einer Riffpassage aussetzte; Ursache: verdreckter Diesel. Und es kam der nicht minder fitte 80-jährige Wolfgang an Bord, von Beruf Ingenieur.

Kurz vor Weihnachten hatte seine Frau angerufen und gefragt, ob noch ein Platz auf den Törns nach Japan frei sei. Sein 80ster Geburtstag stünde an und die Familie wollte ihn mit dieser Reise überraschen. Einen 80-jährigen Mitsegler hatten wir noch nie an Bord, also vorsichtige Gegenfrage: „Ist er denn fit dafür und welche Segelerfahrung hat er?“ Antwort: „Er ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher „Anita“-Segler und war in diesem Jahr noch auf einem dreiwöchigen Törn dabei. „Wolfgang berichtete, als er uns ein paar Tage später mit seiner Frau besuchte, dass er seine erste „Anita“-Reise bereits 1969 angetreten hatte. Die Oldtimer Yacht „Anita“, ein 12er, ist ca 24 Meter lang und wurde bis vor 2 Jahren ohne Hilfsmotor gesegelt. Sie ist eine Legende und ein Garant für gute Seemannschaft. Wir hatten bereits etliche ihrer Crews auf früheren Reisen der Freydis mit.

Wolfgang war unser Mann.

Selbststeuerung? Träum‘ weiter…

Als wir Apra Harbor auf Guam verliessen, erwartete uns draussen ein starker bis stürmischer NE-Passat. Wir hatten zwei Reffs ins Großsegel gebunden und steuerten in der ruppigen See auf der Schelfkante die ersten Stunden per Hand, damit die beiden „Neuen“ an Bord sich einsteuern und an die Schiffsbewegungen gewöhnen konnten. Dann schalteten wir die Autosteuerung ein und ließen uns ein Auslauf-Bier schmecken. Doch toll, wieder so einen eisernen Gustav zu haben!

Nach ca 1 Stunde drang starkes Knacken aus der Achterkammer, zunächst vereinzelt, dann immer häufiger. Beunruhigt bauten wir die Verschalung wieder ab, auf der Suche nach der Ursache. Und da sahen wir sie: Die Schubstange der Selbststeuerung war dabei, den Ruderquadranten auseinander zu nehmen, die Schweißnähte rissen Zentimeter für Zentimeter. Werftchef Matzerath hatte die Schubstange am dafür viel zu schwachen Quadranten der Seilsteuerung befestigt, statt am Ruderschaft einen separaten Hebelarm anzubringen. Die Fachleute von Simrad hatten das auf den Probefahrten zwar moniert und Matzerath hatte daraufhin eine Stelle am Quadranten verstärkt, aber – wie sich nun herausstellte – völlig unzureichend. Fachleute!

Aus der Traum von einer gemütlichen Überfahrt mit automatischem Steuermann. Ergebnis: Bis Okinawa war wieder Steuern per Hand angesagt: Jeder von uns drei Männern ging zwei Stunden Ruder und hatte dann 4 Stunden Freiwache. Tag und Nacht, Tag für Tag. Heide, diesmal von diesem Joch entbunden, sprang bei Segelmanövern ein und versorgte uns – bei der groben See wurde das Arbeiten in der Kombüse zum schwerer Job. Bei halbem Wind mit 20 – 35 knoten, also 5 – 7 Bft., waren wir alle gefordert. Nach zweistündigem konzentrierten Rudergehen gab es nicht mehr viele freie Valenzen.

Ein Unglück kommt selten allein

Als sich am Abend des ersten Tages ein schwarzes Wolkendach über den Himmel zog, beschlossen wir, für die Nacht vorsorglich das dritte Reff ins Groß zu binden. Beim Fieren des Falls und Herunterholen des Segels zog sich plötzlich ein meterlanger Riss durchs obere Drittel des Segels. Wir konnten es kaum fassen, das Segel war nirgendwo hängen geblieben. Wir dachten, wir könnten das nähen, sobald sich die See beruhigt und setzten – auf der dafür angebrachten separaten Schiene – vorübergehend das Try (das erste Mal übrigens auf der neuen Freydis).  

Dort blieb es jedoch 1.385 sm bis Okinawa stehen, denn als wir den Riss und noch weitere Risse und Löcher untersuchten, stellten wir fest, dass wir das schwere 480gr Tuch wie Papier zerreißen konnten. Reparieren war völlig sinnlos.

Von unterwegs riefen wir über unser Sat-Phone Lee Sails in Flensburg an, reklamierten das Segel und bestellten ein neues nach Okinawa. Das soll noch in dieser Woche eintreffen. Herr Zill, Geschäftsführer von Lee Sails Deutschland, hielt das für einen „Materialfehler des Tuchherstellers“, so einen Fall habe er noch nie gehabt. Hoffentlich hat er recht!

1.385 Seemeilen unter Trysegel und – abhängig vom Wind – mit Genua oder Fock: Es gab keine Alternative zum Trysegel. Da der starke Wind durchhielt, kamen wir trotzdem zügig voran. Einmal drehten wir bei stürmischem Wind nachts bei. Bei anderer Gelegenheit konnten wir die Genua ausbaumen.

Japan erreicht

Am 5. Tag erreichten wir unser erstes Etappenziel, die südöstlichste Ecke Japans: Okino-Tori-Shima. Riff oder Insel? – Das ist hier die Frage. Eigentlich ein Riff, das eine Lagune umschließt und das bei Hochwasser komplett überspült wird, aber die Japaner sind dabei, mit Schuten herbeigeschaffte Erde und Steine soweit aufzuschütten, dass das Riff bei Hochwasser 10 cm herausschaut – mit vielen rechtlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen: Mit einer Insel (künstlich oder nicht) beanspruchen sie 200 Meilen Fischereischutzzone, Schürf- und Bohrrechte etc..

Uns interessierte aber mehr, ob wir in die Lagune gelangen konnten, um uns dort vor Anker ein wenig von den Strapazen zu erholen. Zwei Stunden sondierten wir, gaben dann aber auf. Durch den Starkwind, es blies 35-40 Knoten, war die See auch in der Lagune zu unruhig, die Riffpassage zu gefährlich. Wir drehten in der Nacht nicht weit davon bei und schliefen endlich einmal aus.

Zwei Tage später erreichten wir die nächste japanische Insel, Oki-Daito-Shima – ein kleiner kahler Korallenhaufen, dreieckig, Kantenlänge ca. 1000 Meter. Wir ankerten in Lee und badeten im kristallklaren Wasser. Gerne hätten wir den Flecken betreten, aber ein Saumriff hielt uns davon ab. In Lee war die See leidlich ruhig, wir konnten das erste Mal Großsegel und Ruderquadranten gründlich inspizieren. Telefonate mit unseren Freunden in Deutschland schlossen sich an: die nächste Crew würde Ersatzteile nach Okinawa mitbringen.

Unter Try und Fock I liefen wir weiter zur ersten bewohnten japanischen Insel: Minami-Daito-Shima. Der Hafen zählt zu den „Closed Ports“ von Japan. Wir hatten keine Genehmigung, aber zu unserer Erleichterung ließen sich keine Behördenvertreter blicken. Als wir den Fischern im kleinen Hafen der Insel das zerrissene Großsegel zeigten, waren wir willkommen. Im einzigen Hotel der Insel konnten wir sogar einen Leihwagen mieten und die Insel erkunden. Wir genossen die japanische Küche und feierten unseren Landfall.

Ein Tief mit Sturmböen und Gewitter zog in der Nacht über die Insel und wir waren froh, in einem sicheren Hafen zu liegen.

Wie wir Okinawa erreichten und was wir dort erlebten, darüber berichten wir in der nächsten Rundmail.

Es grüßen Euch herzlich
Heide & Erich

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Giftschlange an Bord!

Okinawa, den 16. April 2014

Hallo Freunde,

als wir Apra Harbor, den großen Naturhafen auf Guam erreichten, schlug das Wetter um. Mühsam und mit UKW-Unterstützung des Hafenmeisters kämpften wir zwei uns durch den dichten Regen an Untiefen und Riffen vorbei Richtung Marianas Yacht Club. Dort erwartete uns schon Bob, ein amerikanischer Segler, der hier vor Jahren mit seiner kleinen Yacht hängen geblieben war, um uns über die letzten Hürden zu helfen. Da wir bei dem böigen Wind der angebotenen Muring misstrauten, gingen wir zwischen zwei Riffreihen vor Anker. Als die 80 Meter Kette sich straffte, war das Heck keine 10 Meter mehr vom hinteren Riff entfernt. „Reine Nervensache!“ beruhigten wir uns. Bei 80 Metern Kette und 13mm Durchmesser würde der 60kg Bügelanker halten.

Bei den Regenschauern ließ sich kein Beamter an Bord blicken. Mit dem Dingi kurvten wir zum Yachtclub, wo uns freundliche Beamte vom Customs schon erwarteten. Die Einklarierung war schnell erledigt. Guam gehört zwar zu den USA, aber auf die üblichen Schiffskontrollen, Fingerabdrücke und Konterfeis wird hier verzichtet.

Zwei Tage später bekommen wir ungewöhnlichen Besuch an Bord. Eine große Wasserratte war einmal vor Jahren in Valdivia/Chile zugestiegen. Deren lautstarkes Geknabber in den mit Lebensmitteln vollgestopften Stauräumen unter den Messepolstern hat mich damals fast wahnsinnig gemacht: Ich stellte mir vor, wie sie genussvoll einen Lenzschlauch oder eine elektrische Leitung annagt und was danach dann alles so passiert. Nach einem Tag haben wir ihr den Garaus gemacht mit zwei schnellstens aufgetriebenen Rattenfallen.

Von wem wir hier in Apra Besuch bekamen, beschreibt Heide in einer Mail an ihre Schwester Susanne:

„Ach ja: Gestern morgen will ich Frühstück für uns machen und hole die Pfanne, da liegt darunter eine 1,5 Meter lange Schlange!! Sie schaut mich an und züngelt mir entgegen. Ich konnte es nicht glauben. Stelle die Pfanne schräg über sie. Erich wurde gleich hysterisch, sie könne giftig sein, schrie er und ich solle auf die Kühltruhe springen. Ich hab ihn dann im Dingi zu Bob geschickt – wir liegen vor Anker. Bob macht hier im YC – Umkreis alles.

Derweil habe ich ’snake-sitting‘ gemacht – sie beobachtet und kontrolliert, dass sie nicht irgendwo verschwindet. Sie hat sich zusammengerollt und dabei die Pfanne hochgedrückt, wollte schlafen.
Kurz darauf kam Erich mit Bob zurück. Der hat sie mit einem schnellen Nackengriff gepackt, aber sie hat ihn dann trotzdem böse gebissen. Sie habe noch kein schlimmes Gift, hat er gesagt, und am nächsten Tag lebte er tatsächlich noch: Es war eine junge Schlange, ihr Gift noch ungefährlich. Neulich hatte er jedoch eine armdicke in einem Schiff gefangen. Die war dann wirklich gefährlich. Sie kommen hier in den Mangroven vor und schwimmen gern und gut, gehen an der Ankerkette hoch oder achtern über die Badeplattform. Seitdem greife ich nicht mehr so achtlos im Dunkeln in die Ecken.“

Nicht nur Katzen haben mehrere Leben

Bob brachte die Schlange um, eine Braune Baumschlange, und warf sie weit weg ins Wasser. Was macht die? Schwimmt zielstrebig auf die Badeleiter der Freydis zu und will noch einmal an Bord. Da hat er ihr endgültig den Garaus gemacht.

Guam zählt mit 180.000 Einwohnern und mit 1,8 Mio japanischen Touristen, die hier zollfrei einkaufen können, dem American Way of Life und dem vielen Militär sicherlich nicht zu unseren Favoriteninseln. Trotzdem haben wir uns wohlgefühlt: Wir trafen sehr nette Yachties aus aller Welt – die meisten davon wie wir auf dem Wege nach Japan und Alaska, bewunderten die Bucht, in der Magellan das erste Mal seit Feuerland fremden Boden betrat und bekamen schnell Kontakt zu den Mitgliedern des Marianas Yachtclub, die uns in jeder Weise behilflich waren. Leider hatten wir durch den Taifun auf dem vorangegangenen Törn wertvolle Tage verloren. Gerne wären wir noch geblieben, auch, um die Seele ein wenig baumeln zu lassen.

Dafür hatten wir dann Zeit auf dem Folgetörn von Guam nach Okinawa – dachten wir optimistisch. Aber es kam mal wieder ganz anders!

Fortsetzung folgt.

Herzlich
Heide + Erich

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Hilferuf: Crewmitglied dringend gesucht

Guam, den 14. März 2014

Auf Törn 4/2014 von Okinawa nach Osaka ist ein Crewmitglied ausgefallen.

Deshalb suchen wir noch einen erfahrenen/eine erfahrene MitseglerIn.

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Da wir bereits von Guam nach Okinawa unterwegs und damit nicht erreichbar sind, bitten wir Interessenten, sich an unseren Freund Thilo von Cölln zu wenden.

Ihr erreicht ihn wie folgt:

  • per Email unter voncoelln@t-online.de
  • oder telefonisch unter 0171-5767125

Gruss, Erich

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HURRA, wir leben noch

Guam, den 14. März 2014

Hallo Freunde,

beginnen wir mit einem Dank an unsere Freunde Thilo und Jochen, die uns aus der Ferne wieder einmal beigestanden haben. Ihr erinnert Euch: Kurz vor Rabaul waren aus bisher nicht geklärter Ursache die vier Verbraucherbatterien und die dazu gehörige Lichtmaschine ausgefallen. Bis Rabaul mussten Starterbatterien und -lichtmaschine deren Aufgabe, das Bordnetz zu speisen, übernehmen.

Picasa

Ersatzteile…

In Rabaul bekamen wir zum Glück vier neue japanische Säurebatterien und in buchstäblich letzter Minute brachten unsere Mitsegler Barbara + Thomas eine neue Lichtmaschine aus Deutschland mit, die Thilo dort samt Regler und Riemenscheiben organisiert hatte.

…und Feueralarm

Elektriker und Schweisser der Firma Island Shipping unserer Freunde Jürgen und Kessia Ruh aus Rabaul halfen beim Einbau. Dabei lösten sie leider diverse Kurzschlüsse aus, die zum Brand im Trafokasten der Wind- und Wassergeneratoren in der Achterpiek führten. Ein herber Verlust für uns. Keine alternative Energie mehr aus Wind und Wasser. Künftig waren wir allein auf die Lichtmaschinen am Motor und – im Notfall – auf die beiden Honda-Benzingeneratoren angewiesen.

Und endlich ein Traumtörn

Vor uns lag ein Törn durch die Inselwelt Mikronesiens nach Guam zur besten Jahreszeit im Nordostpassat, der nach allen Informationen sehr gleichmäßig wehen soll (über 90%). Die Wahrscheinlichkeit eines tropischen Sturms in den Monaten Dezember bis April ist trotzdem nicht ganz auszuschliessen. Wir mussten nur noch ein kurzes Stück mit Maschinenunterstützung durch den Kalmengürtel über den Äquator, dann konnte das pure Segelvergnügen beginnen.

Jochen Terjung, Fluglotse i.R., langjähriger Mitsegler und Freund aus Düsseldorf, versorgte uns über Satphone mit den Wetterberichten aus dem Internet, zu dem wir an Bord keinen Zugang haben.

Im Hintergrund verfolgten ebenfalls Dr. Meeno Schrader und Sven Taxwedel von Firma „WetterWelt“ in Kiel das Wettergeschehen, um uns mit Wetterinfos und Rat beizustehen, für den Fall, dass es kritisch würde.

Irrfahrten

Bis zu unserem ersten Ziel, den Green Islands, die noch zu Papua-Neuguinea gehören, ging auch alles gut. Auf dem Weg zum nächsten Atoll Nuguria gab es die ersten bösen Überraschungen: Stürmische Winde aus Nordwest, nächtliche Sturmböen, drei Reffs im Groß und Patenthalsen.

Die Nuguria Inseln unter diesen Bedingungen anzulaufen, war viel zu gefährlich. Also auf zum nächsten Atoll, Kapingamarangi. Auf dem Weg dahin wieder nächtliche Böen, diesmal in Orkanstärke, wieder aus der falschen Richtung. Sechs Stunden lagen wir beigedreht, dann ging der Wind langsam zurück auf 5-6 Bft. Aber wir konnten das Atoll nicht mehr anliegen und die schmale Einfahrt wäre auch zu riskant gewesen. Also auf zum nächsten Atoll, dem weiter nördlich gelegenen Nukuoro.

Längst hatte unser Wetterfrosch Jochen auf unsere Bitte als Experten Sven Taxwedel von Meeno Schrades „WetterWelt“ hinzugezogen. Beide kannten unsere Ziele und unseren Zeitplan und berieten uns die nächsten zwei Wochen. An manchen Tagen standen wir bis zu viermal mit Ihnen in Verbindung.

In Nukuoro lag außer uns die deutsche Yacht „La Gitana“ vor Anker. Michaela und Volker wollten nicht wie wir nach Guam, sondern Richtung Westen über Yap und Palau nach Singapur. Über vier Wochen warteten sie bereits auf Winde aus dem östlichen Quadranten, aber das Wetter „spielt verrückt“.

Sie kannten sich in diesem Seengebiet bestens aus, gaben uns wertvolle Tipps. Von einem Besuch Wenos, der Hauptinsel in der Chuuk Lagune, die wir eigentlich als nächstes besuchen wollten, rieten sie ab („Wegen hoher Kriminalität, unfreundlichen, schikanösen und korrupten Beamten hält sich dort keine Yacht mehr auf.“).

Und noch ein Orkantief dazu

Auf ihre Empfehlung und nach Rücksprache mit unseren Wettergurus in Deutschland liefen wir weiter nach Norden in Richtung Oroluk-Atoll. 60 Meilen vor unserem Ziel kam dann die niederschmetternde Nachricht aus Deutschland, dass sich im Nordwesten von uns auf 9° Nord und 148° Ost ein Orkantief ausbildete, zu dem wir gebührend Abstand halten sollten, mindestens 100 bis 200 Seemeilen. Dieses Orkantief bliebe vermutlich noch zwei Tage stationär, um danach schnell nach Norden oder Nordwesten weiterzuziehen. Unsere Gurus konnten aber nicht ausschliessen, dass das Tief vorübergehend nach Osten, also uns entgegen ziehen würde. Chuuk sollten wir deshalb nicht anlaufen, es könnte zur Falle werden.

Wir hielten auf das Tief zu, das uns den Weg nach Guam versperrte, drehten bei und warteten einige Tage darauf, das es nach Norden wandert. Aber der Orkan blieb stationär, der Kerndruck vertiefte sich sogar, die Seen wurden immer höher, der Radius des Tiefs immer größer. Dann wurde FAXAI zum Taifun eingestuft – ein Schock für uns alle.

Inzwischen war die Zeit knapp geworden. Der erste Flieger unserer Mitsegler nach Deutschland ging bereits am 8. Februar in der Frühe, so dass wir zu rechnen anfingen: Als wir am 3. in der Frühe immer noch kein grünes Licht aus Deutschland bekamen, gaben wir auf und entschlossen einstimmig, zurück nach Chuuk zu laufen, damit unsere Mitsegler von dort einen Flieger nach Guam nehmen konnten, um ihre Anschlussflüge nach Deutschland zu erreichen.

Hospitalschiff Freydis

Längst war die gute Urlaubsstimmung dahin. Mitsegler Mini lag eine Woche mit Fieber in der Koje, Heide versorgte ihn ärztlich und kümmerte sich um sein Wohlbefinden. Sie selbst litt unter einem schmerzhaften Schulter-Arm-Syndrom. Minis Ruderwache übernahm der Skipper, der aber ein entzündetes und geschwollenes Bein hatte, das das Rudergehen für ihn zur Tortur machte. Sven und Andreas waren seekrank, kamen nur zur Wache an Deck und verschwanden dann wieder in der Koje.

In diesen turbulenten Tagen waren Barbara und Thomas unsere größte Stütze – ruhig, besonnen, immer bereit, mit anzufassen.

Eine weitere Nacht in der aufgeregten See blieb uns erspart: Gerade noch rechtzeitig bei Einbruch der Dunkelheit konnten wir in der Abdeckung einer kleinen Insel in der Chuuk-Lagune vor Anker gehen.

Andreas brachte beim Abendessen den ersten Toast auf den Skipper und seine Frau für die gute Schiffsführung und sichere Landung aus. Wir schreiben das, weil es uns nach all den Sorgen, Ängsten und Strapazen sehr gut getan hat.

Wie zu erwarten, war die Einklarierungsprozedur ätzend, aber nach zwei Tagen hielt Heide die Ein- und Ausklarierungspapiere in der Hand.

Unsere Crew musterte ab, alle hatten sie einen Flug nach Guam gebucht. Zu unserer Überraschung ging auch Andreas von Bord, der uns eigentlich nach Japan begleiten wollte.

Zu zweit nach Guam

Auf uns beide kam eine schwierige Aufgabe zu: Beide Selbststeueranlagen waren ausgefallen, eine neue sollten wir erst in Guam bekommen. 600 Meilen nonstop zu zweit nach Guam per Hand steuern, das heisst stündlicher Wechsel am Ruder, ein Joch, das Heide mit lädierter Schulter und ich mit einer Infektion im Bein zu tragen hatten. Alle acht Stunden spritzte Heide mir Heparin, um einer Thrombose vorzubeugen (wie sonst nur auf unseren Interkonti-Flügen) und dazu nahm ich hochdosiert Penicillin gegen die Entzündung.

Der Wetterbericht war günstig, das erste Mal auf der ganzen Reise. Ein Wetterfenster mit Nordwinden zwischen 10 und 20 Knoten. Nach einem weiteren vergeblichen Versuch, eine der ausgefallenen Selbststeueranlagen doch noch in Gang zu bringen, liefen wir aus.

Zweimal täglich drehten wir eine halbe Stunde bei, um gemeinsam zu essen, und in der Nacht noch einmal 4 bis 5 Stunden, um zu schlafen.

Am Montagnachmittag erreichten wir Apra Harbor auf Guam, vier Tage nach unserem Aufbruch in der Chuuk Lagune. Das günstige Wetterfenster, das uns Jochen vorausgesagt hatte, ging in der Einfahrt von Apra abrupt zuende. Von einer Minute zur anderen stürmte es und schüttete vom Himmel. Die Sicht war gleich null.

Geschafft

595 Seemeilen in 74 Stunden – das war neuer Freydis-Rekord!

Dankbar und erleichtert ankerten wir vor dem Marianas Yacht Club, wo uns schon die Zollbeamten erwarteten und uns zügig einklarierten (wir waren in Amerika!). Erst dann konnten wir unsere Wunden lecken und fielen in erholsamen Schlaf.

Es grüßen Euch herzlich
Heide & Erich

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In der neuen Ausgabe der YACHT…

Dienstag, 18.02.2014, 13:19 OEZ :: Galanado

…die morgen erscheint geht es in einer opulenten 10-Seitenstrecke natürlich um die neue Freydis III.

In einem großen Interview analysiert Erich die technische Seite. Wir haben uns ja von null, in aller Eile und aus all unserer Erfahrung ein neues Schiff mit teils ungewöhnlichen Lösungen gebaut und bauen lassen. Was hat sich an der neuen „Freydis“ nach einer halben Weltumsegelung und 18 Monaten bewährt, was nicht? Die Antworten findet ihr im neuen Heft, das wie schon gesagt ab morgen im Handel ist.

Aaußerdem hat Heide ein wie wir finden lesenswertes Stück geschrieben über den radikalen Wandel des Segelns auf der Barfußroute. Wir waren ja nun dort schon öfter unterwegs und stellen eine starke Entromatifizierung fest, kurz: weniger Abenteuer, eher Tourismus. Das macht Heide an einigen Beispielen sehr schön fest.

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Im Kirschblütenland

Freitag, 14.02.2014, 23:13:58

Nnachfolgend bieten wir ein Kapitel aus Alaska-Japan – Die letzte Reise der Freydis II als Leseprobe an.

Zum Lesen des ganzen Kapitels auf den Text klicken.

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Kurze Nachricht aus Rabaul

Freitag, 14.02.2014, 10:39:42 :: Rabaul

Liebe Freunde,

die Internetverbindung in Rabaul ist schlecht wie nie, deshalb senden wir nur ein paar Sätze zum Fortgang der Reise:

Auf der Westflanke des Hurrikans June, der Tonga und Neukaledonien heimgesucht hat, sind wir im Schutz des Barriere-Riffs nach Norden gerauscht und dann bei Townsville auf die Korallensee via Willis Islet nach Alotau/PNG gesegelt, zum Teil mit Motorunterstützung.

Der interessanteste Teil dieses Reiseabschnittes war der Besuch des Egum-Atolls, der Inseln Kitava und Kiriwina (Liebesinseln), die wir schon früher besucht hatten.

Z.Zt sind wir mit der Freydis in Rabaul (PNG) und schwitzen uns die Seele aus dem Leib bei feucht-heißem Klima. Der Äquator ist nur noch 250 Meilen entfernt.

Die Reise ist gut verlaufen, allerdings quälen uns technische Probleme: die Batterien sind bombiert, die Selbststeueranlagen sind im Eimer, und die Verbraucher-Lima hat ihren Geist aufgegeben.

In Rabaul ist Crewwechsel. Zwei Mitsegler bleiben allerdings auch für Törn II noch an Bord, die anderen treffen am Samstag, den 15.02. ein. Nächstes Ziel sind Inseln in den Staaten Mikronesiens, Endziel ist die zu den USA gehörende Insel GUAM.

Leider klappt die Internetverbindung hier überhaupt nicht, wir sind froh, wenigstens diese Zeilen senden zu können. An Ausführlicheres und an Bilder ist nicht zu denken – voraussichtlich erst in Guam.

Herzliche Grüsse von
Heide + Erich

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Auf der Liebesinsel

Samstag, 01.02.2014, 21:53:51 OEZ

Mitteilung via E-Mail

Können keine Mail abrufen oder senden, da Verbindung zu schwach. Geht nur über M.’s iPhone. Alles ganz toll, Männer drehen durch, Heide auch 🙂

Starten morgen Richtung Rabaul.

Pax vobiscum.

Anmerkung: Man kann nur hoffen, dass steife Winde sie da züchtgig wegtragen – RS.

Links:

  • Trobriand-Inseln :: Es gibt bei den Trobriandern eine Art Religion um die Yams-Wurzel. Viele Aspekte der sexuellen Freizügigkeit hängen mit dem Jahreszyklus dieser Pflanze zusammen. (Wikipedia)
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Der Eintritt ins Paradies ist nicht kostenlos

Samstag, 25.01.2014, 11:06:25 OEZ

Hallo Freunde,

wir sind gestern wohlbehalten in Alotau, Milne Bay, nach einem 1000-Meilen-Ritt angekommen und haben Moritz, unseren achten Mann, übernommen. Moritz, mit 31 Jahren unser Jüngster an Bord, war vor einem Jahr von Panama zu den Galapagos schon einmal dabei. Er ist nachweislich hitzeresistent, und das sollte man hier schon sein… Es ist schwül und feucht, seit gestern nehmen wir alle Malariatabletten. Das Paradies hat seine Tücken.

Interessierte Zuschauer und Zuhörer bei Andreas :: Bilder von Roland Kollert

Die Menschen sind freundlich, interessiert und liebenswert – nur der Zoll hat uns mal wieder über den Löffel balbiert, und zwar kräftig. Sie sind eben in der stärkeren Position, vor allem, wenn man Freitagnachmittag einklarieren will, kurz bevor die Beamten in den wohlverdienten, hart erarbeiteten Wochenendfeierabend eintreten wollen.

Wir sind seit Monaten die erste Yacht, die hier aufkreuzt, das macht Stress und weckt Begehrlichkeiten. Alles in allem haben wir 850 Kina geblecht, immerhin knapp 300 €.

Ausfälle – Einfälle

Die beiden Selbststeueranlagen sind ausgefallen, die eine hat schon nach dem Einschalten den Dienst versagt. Aber wir sind ja Manns genug… Was hingegen jetzt funktioniert, ist das neue GPS-Gerät, das Auskunft über unsere Position geben soll. Diesen Einfall, die Position online verfolgen zu können, hatten wir ja beim Start in 2012. Es hat aber auf dem ersten Törn in 2012 nur sporadisch funktioniert, zudem war es in der Karibik nicht immer opportun, Piraten die eigene Position mitzuteilen. Das heisst, die Frage: Wo ist die Freydis? sollte nun meist zeitnah beantwortet werden, wenn Ihr hier klickt.

Wohin weiter?

Vor uns liegt ein Highlight, das Egum-Atoll, das vor 15 Jahren unser GEO-Team zu Vergleichen mit dem Paradies vor dem Sündenfall inspirierte. Mal schau’n, in welche Richtung sich das Paradies entwickelt hat, vorwärts oder rückwärts. Wir werden berichten.

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AUF ZU DEN INSELN DER LIEBE

Sonntag, 05.01.2014, 13:30:07 :: Heidelberg

Hallo Freunde,

heute fliegen wir zurück zur Freydis nach Bundaberg, Australien. Auf uns kommt eine Woche Plackerei zu, aber wenn die neue Crew eintrifft, dürfte die Freydis wieder einsatzbereit sein.

Zuerst segeln wir 900 Seemeilen über die Korallensee, vorbei an zahlreichen Sandinseln und Riffen und hoffentlich mit günstigem Wind.

Dann tauchen wir ein in die Inselwelt Papua-Neuguineas, besuchen dort vor allem Inseln und Atolle, die wir schon 1999 im Rahmen der GEO-Expedition kennengelernt haben.

Was ist wohl aus den Menschen auf den winzigen Inseln im Egum-Atoll geworden, auf denen damals die Zeit still zu stehen schien? „Der Rest vom Paradies“ meinten damals unsere Kollegen von GEO und auch wir waren begeistert. Was aus Aseli, dem Sohn des Häuptlings, dem Heide eine Flasche Parfüm schenkte, weil er seine Angebetete bei der anstehenden Brautschau becircen wollte?

Gespannt sind wir auch wieder auf Malinowskis „Inseln der Liebe“, die Trobriands, mit ihren hübschen Frauen polynesischer Abstammung. Die Kultur auf den Trobriand ist matrilinear, die Frauen haben nicht nur das Geld sondern auch das Sagen, ganz anders, als im restlichen Melanesien. Und einmal im Jahr zur Yamsernte herrscht sexuelle Freizügigkeit. Da werden wir auf unsere männliche Crew aufpassen müssen.

Ob der Oberhexer Tausia auf der Insel Kitava noch am Hexen ist? Stundenlang hat er Heide im Gespräch erzählt, wie er sich nach und nach der Konkurrenz seiner Kollegen durch Zauberei entledigt hatte.

Im Süden Neubritanniens erlebten wir damals rauschende Buschfeste – die Bewohner aus 21 Dörfern waren zusammen gekommen, um die Rückkehr von Pater Alphonse zu feiern, der vielleicht sogar in der Zwischenzeit Bischof in Kokopo geworden ist.

Und last not least Rabaul mit seinem aktiven Vulkan Tavurvur, der Asche auf unser Haupt und in den letzten Winkel der Freydis regnen lies: Hier lernten wir Jürgen Ruh kennen, der eine Reederei aufgebaut hatte und jetzt noch zusätzlich eine Hubschrauberflotte für zivile Einsätze befehligt. Er ist ein intimer Kenner Papua-Neuguineas, hat uns viele wertvolle Tips gegeben und war zusammen mit seiner Frau ein großartiger Gastgeber. Ihn werden wir wieder treffen.

Also es wird eine spannende Reise. Und nach PNG betreten wir Neuland: Mikronesien, GUAM, die Marianen und den Süden Japans.

Wir hoffen, dass wir uns ab und zu einloggen können, um Euch zu berichten.

Es grüssen Euch herzlich
Heide & Erich

Lektüre zu PNG: Heides Buch INSELN JENSEITS DER ZEIT – Mit der Freydis durch Melanesien

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