PRESSEMITTEILUNG
Senioren im Eis
Die Pioniere des Fahrtensegelns Heide und Erich Wilts wagen den Everest des Segelns: die Nordwestpassage. Mit 75 Jahren
Elmshorn, Januar 2019
Was treiben Menschen im fortgeschrittenen Alter? Die Antwort darauf dürfte so vielgestaltig sein wie die Menschen es sind, aber sicher wird niemand behaupten: Sie segeln durchs Packeis. Stimmt aber nicht: Denn Heide und Erich Wilts haben genau dies gemacht. In ihrem 75. Lebensjahr.
„Segeln in extremen Revieren war immer unsere Leidenschaft. Unvorstellbar für uns beide, aufs Altenteil zu gehen“, erklärt Heide Wilts, die ihren Bericht über dieses letzte große Abenteuer nun im Elmshorner Parimare Verlag veröffentlicht hat. Seit 1969 segelt sie zusammen mit ihrem Mann Erich, der sich als Fotograf international einen Namen gemacht hat. Seine Bilder sind im GEO-Magazin, im Stern, Spiegel, MARE, Life, The Times, Le Figaro sowie Terres Sauvages erschienen. Sie segelten bereits vor 40 Jahren als erste Deutsche in die Antarktis, wo sie neun Jahre später auch überwinterten, in einem Orkan strandeten und sieben Monate in einer Nothütte überlebten. Im Anschluss an die Reparatur ihres Bootes umrundeten sie in einer siebenjährigen Reise den gesamten antarktischen Kontinent. Dabei erkundeten sie die meisten Archipele und Inseln an seinem Rande. Kap Hoorn umschifften sie ein gutes Dutzend Mal, sommers wie winters, teilweise unter stürmischen Bedingungen. Und immer wieder zog es sie mit ihrem Boot in den Nordpazifik und in das nördliche Polarmeer. Warum gerade in so extreme Reviere?
„Es waren die Wildnis, die Stille, die Einsamkeit, die noch unverfälschte Natur mit ihren Tierparadiesen. Und es waren die aufgeschlossenen, freundlichen Menschen. Kurz – es war all das, was uns auf dem weiten Weg in der Antarktis und im Nordpolarmeer so sehr ans Herz gewachsen war“, schwärmt die Autorin. Angesichts der Bilder in ihrem neuen Buch kann man es ihr sofort nachfühlen. Aber es ist ein bedrohtes Paradies, bedroht durch die Klimaerwärmung, die Überbevölkerung, die Globalisierung und den Tourismus. Auch das schildert Heide Wilts, die in ihrem bürgerlichen Beruf fast drei Jahrzehnte als Allgemeinärztin und Radiologin tätig war.
Erst 2017 konnten Heide und Erich Wilts das Abenteuer Nordwestpassage angehen. „Abenteuer“ bedeutete dabei vor allem Planung, Organisation, Strategie, also Risikovermeidung. Denn man muss bei einem solchen Vorhaben mit dem Schlimmsten rechnen und sich vorbereiten, zum Beispiel darauf, eingeschlossen im Packeis zu überwintern, weil die Weiterfahrt versperrt ist. Auch im Zeitalter von GPS und Satellitentelefon ist man letzten Endes in der Polarregion auf sich allein gestellt.
Die beiden Globetrotter mussten die Freydis III erst fertigstellen und nach Japan segeln, nachdem dessen Vorgängerin dem Tsunami von 2011 zum Opfer gefallen war. Wie das Atomkraftwerk Fukushima. Wie eine ganze Region dieses hochindustrialisierten Landes. Die Wilts waren von dieser Katastrophe ganz direkt betroffen.
Aber Aufgeben war keine Option. „Wir mobilisierten all unsere Kräfte, opferten die Hälfte unserer Alterssicherung, hielten Vorträge und begeisterten Crews für geplante Reiseabschnitte“, erklärt die Autorin. Neben Crewmitgliedern mussten Vorräte beschafft, Lizenzen und Genehmigungen eingeholt werden. Das Abenteuer hat durchaus bürokratische Seiten.
Und doch gibt es da immer wieder diese Situationen, die nirgends planbar wären, sondern Handeln und Entscheidungen im Hier und Jetzt erfordern: arktische Stürme, Eisbären oder Kälteeinbrüche, technische Defekte am Boot, gefährlicher Kriegsschrott oder die stets drohende Vereisung.
Von Japan aus segelten die Wilts mit wechselnden Crews Richtung Osten entlang der Aleutenkette bis nach Alaska, durch das Beringsmeer schließlich in die Nordwestpassage (die für sie also eine Nordostpassage werden sollte). Ihre Strategie war klar: Stets die erste Chance nutzen, die kleinste Lücke in den Packeisfeldern, aufklarendes Wetter, günstige Winde und Strömungen. Dramatische Situationen, die den Erfolg des Unternehmens mehrfach infrage stellen, bleiben nicht aus.
Seit ihrem Aufbruch in Kodiak liegen 5000 Seemeilen in ihrem Kielwasser als sie drei Monate später Grönland erreichen. Ihre Strategie ging also auf – letztendlich sogar erstaunlich gut. „Ich denke über unsere Route nach, und dass auf dem gleichen Wege einst auch das Nomadenvolk der Eskimos zog – über die vereiste Landbrücke von Sibirien nach Amerika und schließlich, vor einem Jahrtausend, weiter über Ellesmere Island am Rande der Polkappe nach Grönland. Ein uralter Hut also, diese Nordwestpassage!“ Heide Wilts stapelt tief. Tatsächlich sollten im nächsten Jahr es nur zwei Yachten schaffen.
Und danach? Werden die Wilts sich wirklich dem Rentnerdasein widmen? Schwer vorstellbar.
Eskapade ist eine spannende Reportage über einen Segeltörn in einem extremen Revier, eine detailreiche Dokumentation und ein eindrucksvoller Bildband – unterhaltsam, spannend, informativ. Ein Fahrtenbericht der Superlative – erzählt von der Grande Dame des Fahrtensegelns in ihrem 14. Buch.
Pressestimmen:
„In ESKAPADE setzt das Seglerpaar die aufregende Chronik ihres Seglerlebens fort. Und wieder darf der Leser ihre ungestillte Sehnsucht nach Herausforderung und Wagnis, aber auch nach dem Erleben fremder Kulturen teilen.“
Peter Sartorius
Dreifacher Kischpreisträger, Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung i.R.
„Heide Wilts, Deutschlands wohl befahrenste Seglerin, beschreibt in „Eskapade“ einen grandiosen Extremtörn mit der berühmten „Freydis“: die Durchquerung der legendären Nordwestpassage, seglerisch eine fantastische Leistung. Dennoch ist dieses Werk kein reines Segelbuch. Es nimmt seine Leser mit in eine Welt, die den meisten verschlossen bleibt, zu abgelegenen, im besten Sinn archaischen Landschaften und ihren Bewohnern – eine hochinteressante Abenteuerreise durch faszinierende Natur und zu fernen Kulturen.“
Uwe Janßen,
Stv. Chefredakteur der Yacht
„…The worldwide adventures of Heide and Erich have inspired thousands of sailors and this book will confirm their status as a legend in their own time.“
Jimmy Cornell
Bestseller-Autor & Blauwasser-Ikone
Das neu erschienene Buch ist ab sofort im Buchhandel, bei den Autoren oder direkt beim Parimare Verlag in Elmshorn erhältlich.
Die vollständigen Titeldaten lauten:
Heide Wilts: Eskapade
Von Japan durch die Nordwestpassage
Festeinband mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 13,5×21cm, 400 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, Parimare Verlag, Elmshorn 2019, ISBN 978-3-947244-07-2, Ladenverkaufspreis 24,95 € (brutto)
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