Gerade noch rechtzeitig wurden wir zum Auslauftermin fertig. Wir hatten ihn bereits im letzten Jahr festgelegt – nicht wissend, was da in der Zwischenzeit so alles passieren würde. Die Generalüberholung dauerte wegen Corona länger als erwartet, denn Vieles musste repariert oder erneuert werden:
Maschine, Wellenanlage, Schraube wurden von Grund auf überholt; ein Satz neuer Segel wurde bestellt, Mängel in der Elektrik und Elektronik beseitigt und mehrere Systeme neu installiert: Wassergenerator, Wellengenerator, Hydraulische Selbststeuerung. Etliche Ersatzteile kamen nicht oder zu spät, einige Fachleute hielten zugesagte Termine nicht ein, usw. So dauerte die Überholung drei Wochen länger als ursprünglich geplant. Und eigentlich wurde die Freydis erst auf dem Weg nach St. Malo ganz fertig.
Ohne tatkräftige Unterstützung durch unsere Freunde, Thilo an der Spitze – hätten wir es nicht geschafft. Der letzte Handwerker verlies die Freydis am Samstag, 5. Juli um 14:45. Die neue Crew traf um 16:00 ein. Geschlossen ging es zum Coronatest. Zum Glück war das Ergebnis bei der ganzen Mannschaft negativ.
In der Nacht vor dem Auslaufen heulte und jaulte es in der Takelage. Der 7-Tages-Törnbericht von WetterWelt, Kiel, verhieß nichts Gutes für die nächsten Tage. Am Morgen warf einer unserer Neulinge das Handtuch: „Er fühle sich krank.“ – weg war er und wir nur noch zu sechst.
Unsere 8. Weltreise (ob es denn eine WELT-Reise wird, muss sich noch herausstellen, aber das war bei allen vorangegangenen das Gleiche) begann mit einem riskanten Manöver: Wie ablegen von der Pier bei auflandigem Wind von 40 bis 50 Knoten, also Bft 8 bis 9, mit einem langen Päckchen von Booten vor dem Bug? Aufwändig verholen oder Risiko? Wir entschlossen uns für die zweite Variante, polsterten den Bugbereich mit unseren Fendern und dampften in die Spring. Es klappte!
Wegen des miserablen Wetters entschieden wir uns – wie schon vor acht Jahren – für die Stehende Mastroute und das Ijsselmeer. Gleich hinter der Schleuse in Delfzijl großes Malheur: Das Kühlwasser der Hauptmaschine lief aus. Bei der Überholung war ein Gummidichtungsring im Kühlwasser-Thermostaten falsch eingebaut worden. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Das war knapp! Unser Freund Richard brachte zwei Stunden später einen neuen Gummiring, den Thilo in Emden telefonisch aufgetrieben hatte und neue Kühlflüssigkeit.
Und weiter ging’s: fünf Tage von Leer nach Ijmuiden, und als uns dann Rasmus eine Chance bot, in den folgenden zwei Tagen durch die südwestliche Nordsee und den Kanal bis zur Insel Alderney. Leider, leider waren und sind einige von den zu England gehörenden Kanalinseln wegen Corona gesperrt, andere, wie Jersey, dürfen nur nach aufwändiger Prozedur betreten werden. So entschieden wir uns in der noch verbleibenden Zeit für den Besuch kleiner französischer Häfen an der Küste des Golfes von St. Malo und zum Besuch der zu Frankreich gehörenden Kanalinseln Iles Chausey. Und auch dabei kamen wir voll auf unsere Kosten.
Die Crew auf diesem Törn war prima und fasste, wenn erforderlich, mit größter Selbstverständlichkeit mit an. Immer wieder faszinierend, wie sich in kürzester Zeit aus einer Truppe von Einzelkämpfern ein Team bildet. Wie immer waren unsere Mitsegler nach einer Woche mit dem Schiff vertraut und aufeinander eingespielt. Und jeder hatte seine Rolle gefunden und leistete einen wichtigen Beitrag zum Gelingen. Daraus ergibt sich dann wie von selbst ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl. Gestern beim Abschied dachte ich: „Schade, mit dieser Crew würde ich gerne weiter segeln!“
Nun genießen wir ein paar Tage Saint Malo. Am Wochenende kommt die nächste Crew. Etappenziel ist La Coruna.
Herzliche Grüße
Heide & Erich
Die Fotos in diesem Beitrag sind von Eggert, Gerrit und Peter.
Hallo Heide und Erich.
Schade, dass wir uns verpasst haben. Wir liegen noch mit Saphira (siehe SeeDrachen.com)in IJmuiden und warten auf ein wetterfenster. Ziel Cherbourg, Brest und La coruña….
Wir sind sehr gespannt ob wir es schaffen Euch einzuholen…
Lg
Sabine & Martin